05.12. – 19.12.2018: Künstlerauszeichnung 2018: Brigitte Nowatzke-Kraft
Bericht siehe: Künstlerauszeichnung Brigitte Nowatzke-Kraft
18.10.2018: Lesung Markus Orths
Großartige Lesung mit Markus Orths am 18.10.2018
„Der Freundeskreis Badisches Malerdorf“ lud im Rahmen seiner Reihe „Wort-Kunst“ den bekannten Autor Markus Orths zu einer Lesung ein. Die überaus gut besuchte Veranstaltung im Atelier Bigot in der Niddastraße war ein ganz besonderes Erlebnis. Im Mittelpunkt des Abends stand Orths Roman „Max“, der das Leben und die Lieben von Max Ernst (1891 -1976) beleuchtet.
Als Einstimmung gab Simone Dietz einen kurzen Überblick über die Bedeutung des Surrealisten Max Ernst aus kunsthistorischer Sicht. Danach stellte Dr. Wolfgang Wegner den sympathischen Autor vor: 1969 in Viersen geboren, Studium der Philosophie, Romanistik und Anglistik in Freiburg. Er erhielt mehrere Literaturpreise und schreibt neben Romanen auch Kinderbücher und Hörspiele. Heute lebt Orths als freier Schriftsteller mit seiner Frau und drei Kindern in Karlsruhe.
Markus Orths hat die Gabe, seine Texte ungeheuer dicht und lebendig zu lesen, schon dadurch fesselt er die Zuhörer. Aus seinem Roman „Max“ las er einige Teile, die beim fünfjährigen Jungen begannen, der seinem hobbymalenden Vater über die Schulter schaut und danach eine denkwürdige Begegnung mit einer Pilgergruppe hat, die in ihm den Jesusknaben wähnt. Danach sind die Kapitel des Romans überwiegend den sechs wichtigsten Frauen im Leben des Künstlers gewidmet, welche Orths auch durch erläuternde Erzählungen zwischen den Leseteilen dem Publikum näher brachte: Lou Straus, Mutter seines Sohnes, Marie-Berthe, dann sein Freund Paul Éluard und dessen Frau Gala, mit denen Ernst eine ménage à trois führte, Leonora Carrington, Peggy Guggenheim und Dorothea Tanning. Es waren alles starke Frauen, auch selbst berühmte Persönlichkeiten, die Max Ernst prägten und in denen er sich widerspiegeln konnte.
Gleichzeitig zeigt der Roman die ungewöhnlichen Lebensstationen eines bedeutenden Künstlers im 20. Jahrhundert. Angefangen von den wilden 20er Jahren, ein Leben in Paris, Begegnungen mit vielen bedeutenden Künstlern und Zeitgenossen, Internierung und Flucht aus Frankreich. Gerade letztere wird besonders anschaulich in einem Kapitel beschrieben, bei der ein kunstverständiger Soldat Max Ernst, ohne seine Pflicht zu verletzen, den Weg in die Freiheit ermöglicht.
Auf die im Anschluss der Lesung gestellte Frage, wie sehr der Roman authentisch oder fiktiv sei, gab Markus Orths die schlüssige Antwort, dass er immer wolle, dass seine Personen, könnten sie den Roman lesen, sich wiedererkennen würden. Erfindung wird da hinzugefügt, wo die Situation um der Anschaulichkeit willen ergänzt wird.
Als „Zugabe“ las Markus Orths zum Schluss einen Text über ein fiktives Telefonat eines Sohnes mit seiner Mutter, das so oder so ähnlich wohl alle Zuhörer schon erlebt haben und zu begeisterten Lachsalven führte. Auf der einen Seite der Sohn, der seiner Mutter klar machen möchte, dass er nicht alle Leute an deren Wohnort kennt und irgendwie das Gespräch auch gerne beenden möchte. Auf der anderen Seite die Mutter, die sich zudem Sorgen um die Pflege ihres Grabes macht, damit dieses einmal nicht unordentlich aussieht. Den ungeduldigen Sohn beruhigt sie zum Schluss mit der frohen Botschaft, dass sie ja nun eine Flatrate habe und man in Zukunft deshalb noch viel länger telefonieren könne.
Ein für den großartigen Abend dankbares Publikum spendete viel Applaus. Bei einem Glas Wein, Gesprächen und dem Vorsatz, nun das ganze Buch selbst zu lesen, klang der Abend im besonderen Ambiente von Ben Bigots Atelier aus.
Text: B.NoK
22. und 23.09.2018: Offene Ateliers
06.07.2018: Fahrt des Vorstands nach Obersteinbach/Elsass
Obersteinbach und Grötzingen – zwei Standorte einer Malerkolonie
Das war ein guter Tipp, den Guntram Prochaska dem Freundeskreis Badisches Malerdorf (FBM) neulich am Rande einer Veranstaltung gegeben hatte: Das elsässische Obersteinbach war vor 100 Jahren eine „Außenstelle“ der Grötzinger Malerkolonie – ob das nicht den FBM interessiere? Na und wie!
Prochaska, der seit 15 Jahren dort Urlaubstage verbringt, und seine Hotel-Wirtin Christelle Ullmann waren darauf gekommen, als sie auf seiner Visitenkarte den Namen „Grötzingen“ entdeckte. Spontan rief sie aus: „Was? Grötzingen? Hier waren vor mehr als 100 Jahren viele Grötzinger Künstler zu Gast!“ Und zwar im Gasthaus „Fricker-Seinsfelder“, heute „Anthon“. Sie holte das alte Gästebuch des Gasthauses herbei, und tatsächlich: Viele Zeichnungen und Gedichte, vor allem von Franz Hein und Gustav Kampmann, geben Zeugnis vom Wirken der Karlsruher Maler in Obersteinbach.
Und das war so gekommen: Der Maler Franz Hein, einer der ersten „Augustenburger“, hatte den idyllischen Ort am Fuß des Wasigensteins 1895 während einer Reise durchs Elsass entdeckt. Da war sie, die verwunschene Landschaft – da waren sie, die Farben, Stimmungen und Motive, die er für seine Landschaftsbilder und Märchenbuch-Illustrationen suchte. In seinen Lebenserinnerungen erzählt er von den „langen, einsamen Straßen, den unendlichen Wäldern“ des „Wasgenwaldes“, wie die Wälder der Vogesen damals hießen, und schildert, wie er „mit dem Malkasten auf dem Rücken durch den Morgennebel zu der stillen Waldbucht emporschritt.“ Wieder zuhause in der Grötzinger Augustenburg schwärmte er seinen Malerfreunden davon vor – und stieß auf offene Ohren, denn eine bislang unbekannte, reizvolle Landschaft zum Malen war für sie immer eine Reise wert.
Bis Lembach konnte man den Zug nehmen, und dann ging’s mit der Postkutsche weiter ins stille Tal von Obersteinbach. Nach und nach schlossen sich alle an, blieben und malten: Gustav Kampmann, Karl Biese, Jenny und Otto Fikentscher, Hans von Volkmann, dazu kamen Mal-Schülerinnen aus Karlsruhe und dem Elsass. Dem Reiz des Dörfchens inmitten der stimmungsvollen Fels-Wald-Wiesen-Landschaft konnte sich keiner entziehen, und bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges kamen die Mal-Gäste aus Karlsruhe und Grötzingen immer wieder hierher. Jährlich mindestens einmal, Franz Hein sogar zweimal, im Frühjahr und dann wieder im Herbst.
Sie mieteten sich im Hotel Fricker-Seinsfelder ein, und, wie Hein schreibt: „Eine richtige kleine Kunstschule entwickelte sich dann in dem stillen Dorfgasthaus, das bald seinen Vorteil erkannte und für die immer größer werdende Zahl der Schülerinnen, durch die auch Verwandte und Freunde zur schönen Sommerfrische in das schöne Land gezogen wurden, einen großen Speisesaal anbaute.“
Dieser Speisesaal steht zwar heute nicht mehr, aber das Gasthaus sehr wohl – und genau dort traf sich eine Delegation vom FBM mit einer aus Obersteinbach. Denn dem Hinweis von Guntram Prochaska war man gleich nachgegangen, hatte mit Christelle Ullmann Kontakt aufgenommen, und spontan lud sie mit ihren Mitstreitern des dortigen „Patrimoine“ die Grötzinger zu einem Besuch in Obersteinbach ein.
Bei Madame Flaig, wo die Bilder und das Gästebuch von damals untergebracht sind, unterhielt man sich bei Elsässer Wein und leckeren Knabbereien, ein gemeinsames Mittagessen im Restaurant „Anthon“, ehemals Fricker-Seinsfelder, schloss sich an. Und so wurden die Fäden neu geknüpft, die vor 100 Jahren durch den Krieg gerissen waren – das Elsass gehörte nach 1918 ja nicht mehr zum Deutschen Reich, und die Maler von der anderen Rheinseite blieben aus. Aber durch ihre Werke sind sie – hüben wie drüben – noch präsent, und es lohnt sich auf jeden Fall, sie wiederzuentdecken. Darin waren sich der Obersteinbacher Bürgermeister und seine Grötzinger Kollegin einig.
Das ehemalige Pfarrhaus in Obersteinbach birgt ein kleines Museum zu den Burgen der Umgebung, und sein moderner Anbau bietet Platz für Kunstwerke aus der gemeinsamen Vergangenheit und Gegenwart. Denn das Interesse der beiden Gemeinden aneinander ist durchaus lebendig-gegenwärtig und bezieht sich nicht nur aufs Historische. Ausstellungen sind denkbar, vielleicht auch eine kleine Wohnung für einen „artist in residence“, von dort könnte ein Pfad ausgehen zu den Burgen und den Plätzen, wo die Maler damals saßen und malten – Ideen gibt es genug! Der Anfang ist gemacht – man darf gespannt sein, wie es weitergeht!
Auf jeden Fall lohnt sich ein Besuch in der Elsässer „Dépandance“ der Grötzinger Malerkolonie, Obersteinbach hat nichts von seinem Reiz verloren. Auch Guntram Prochaska und seine Freunde zieht es immer wieder dorthin. „Die Landschaft fließt hier, es gibt keinen Verkehrslärm, wir fühlen uns wie aus der Zeit gefallen, unternehmen gigantische Wanderungen, feiern Feste mit Musik auf den Felsplateaus!“, schwärmt er. „Wir bringen Energie hierher – und bekommen sie zurück. Obersteinbach und seine Bewohner sind etwas ganz Besonderes!“
Text: Jutta Leyendecker.
15.03. und 17.03.2018: Richard Löwenherz – König, Ritter, Gefangener
Das Historische Museum der Pfalz zeigt zurzeit eine Ausstellung, die das Leben und Wirken des ebenso legendären wie umstrittenen englischen Königs Richard I. Löwenherz (1157 – 1199) vermittelt. Dies nahm der Verein zum Anlass, am vergangenen Samstag mit dem Bus nach Speyer zu fahren und sich durch die dortige Schau führen zu lassen.
Zunächst jedoch veranstalteten die beiden Vorstandsmitglieder Simone Dietz M.A. und Dr. Wolfgang Wegner zwei Tage vorher im Hause Dietz einen Vorbereitungsabend. Die Kunsthistorikerin und der Germanist trugen die historische und kulturhistorische Lage jener Epoche in spannender Weise vor: Das Vordringen der Araber über Nordafrika bis nach Spanien, wobei sie das antike Wissen und neue Erkenntnisse nach Europa brachten, während gleichzeitig die Europäer versuchten, Jerusalem zurück zu erobern. Durch Bildbeispiele aus der manessischen Handschrift und von kirchlichen Bauwerken, ergänzt durch Musikeinspielungen, wurden das Leben der Fürsten und die höfische Literatur, darunter der Minnegesang und das Nibelungenlied, vorgestellt.
Dermaßen gut vorbereitet und eingestimmt konnten dann die Teilnehmer in der Ausstellung in Speyer die einzelnen Stationen im Leben des Richard Löwenherz verfolgen: die Krönung zum König von England, die Begebenheiten des Dritten Kreuzzuges, seinen Rückzug nach Europa, seine Verhaftung durch den Stauferkaiser Heinrich VI., seine Aufenthalte in der Pfalz (darunter auch auf der Burg Trifels), seine Freilassung nach Zahlung eines enorm großen Lösegeldes und seine Rückkehr nach England sowie seinen eines Ritters nicht unbedingt ehrenhaften Tod.
Bevor der Bus wieder zurück ins Badische fuhr, gab Architekt Jürgen Wiedemann vor Ort einen Einblick in die Baugeschichte und Bedeutung des Speyerer Doms.
Text und Fotos: Dr. No.
22.02.2018 WortKunst: Lesung mit Matthias Kehle
Onkel Willi im Schwimmbad
Eine neue Veranstaltung der vom FBM organisierten Reihe „WortKunst“ zog am vergangenen Donnerstag viele Literaturinteressierte in die Niddastraße 26. In der Werkstatt des Maßschuhmachers Benjamin Bigot wurden die Besucher herzlich vom Werkstatt-Chef selbst und den Vorstandsmitgliedern Simone Dietz und Wolfgang Wegner begrüßt. Schon bald hatte jeder ein Glas Wein – oder Wasser – in der Hand und machte sich auf einen Rundgang durch den Raum. Viele hölzerne Leistenpaare an der Wand, Lederstücke, Werkzeuge, deren Zweck man nur schwer erraten kann, zeugen von der Kunst der Maßschuhanfertigung.
Vor dem Lesetisch erwartungsvoll aufgereiht verschiedene Stühle, Sessel, ja sogar ein Sofa – und da kommt er auch schon herein, der Karlsruher Autor Matthias Kehle. Vom Schauplatz seiner Lesung ist er sehr angetan; in einer solchen Umgebung habe er noch nie gelesen, sagt er, und er hoffe, dass er das Publikum so begeistern könne, dass es, um „im Schuhbereich“ zu bleiben, aus den Latschen kippe….
Als Schriftsteller, Journalist und Kritiker ist Kehle seiner Geburtsstadt Karlsruhe treu geblieben, zahlreiche Gedicht-, Erzählbände und Sachbücher hat er geschrieben und viele Auszeichnungen erworben, u.a. den Thaddäus-Troll-Preis. In seinem jüngst erschienenen Buch „Die letzte Nacht“, aus dem er las, erzählt er Geschichten aus seiner Kindheit in den 1970er Jahren.
Da ist sein Onkel Willi, der ihm das Schwimmen beibringen will und zwischendurch von Kriegszeiten erzählt und seinen Erlebnissen in einem Kriegsgefangenenlager. Da ist „Die Tante im Bett“, die der kleine Matthias im Heim besucht und befragt, wie es denn war früher, als sie noch jung und verliebt war, noch laufen und arbeiten konnte. Titelheld der Geschichte „Der Hahn“ ist Kehles Vater, der die seltsame Kunst des Krähens beherrschte und dadurch, dass er sie oft in den unpassendsten Momenten ausübte, seine Familie in peinliche Situationen brachte.
Und weil eine Kehle-Lesung nicht vollständig wäre ohne Kostproben seiner Lyrik, bekam das Publikum, verpackt zwischen den Erzählungen, auch einige seiner Gedichte zu hören. Zweimal las Matthias Kehle die Verse, einmal für die Gesamtwirkung, das zweite Mal zum genaueren Nachspüren, Nachempfinden der Wörter.
Abschließend bekam Moderator Wolfgang Wegner, bekamen die Zuhörer das Wort. Matthias Kehle stellte sich ihren Fragen nach seinem beruflichen Leben, seinen anderen Büchern, seiner Arbeitsweise – und danach, ob er selbst auch schon mal gekräht habe. Man erfuhr, dass die Geschichten aus „Die letzte Nacht“ sich alle genauso wie beschrieben zugetragen haben, es sei „Alles Original-Ton“. Wert legte Kehle allerdings auf die Feststellung, dass er bei Onkel Willi das Schwimmen n i c h t erlernt habe…..
Text: Jutta Leyendecker