05.07.2025: „Anselm Kiefer – Werke 1971 bis 1986“
Führung durch die Eröffnungsausstellung im Haus Kiefer, Rastatt

Zehn Vereinsmitglieder und zwei Gäste sind der Einladung des FBM zum Besuch der Bilderausstellung des Künstlers Anselm Kiefer in Rastatt-Ottersbach gefolgt.
Bei dem kürzlich eröffneten Museum „Haus Kiefer“ handelt es sich gewissermaßen um die Kinderstube des Künstlers, der dort sechs Jahre seiner Kindheit mit seiner Familie gelebt hat, woran noch einige Kinderzeichnungen erinnern.
Geprägt von den in der Nachkriegszeit vorherrschenden unzulänglichen Einsichten in die Ursachen und Folgen der monströsen Grausamkeiten des Nationalsozialismus, stellt sich Kiefer mit eindrücklichen Werken der Frage, ob Kunst überhaupt und wenn ja, wie möglich sein kann.
Zu sehen sind erdverhaftete und himmelweisende Bild-Strohkollagen, deren Kunst in einer engelsgleichen Palette (gerechtfertigt) erscheint. Die in den Werken angesprochenen Themen reichen vom Holocaust über Juden- und Christentum bis zu Frauen in der Revolution.
Eine tolle Führung durch eine klug kuratierte Ausstellung, die bestens zum und – bei diesem Künstler verwunderlich – auch in das Haus passt, hat uns sehr beeindruckt.
Text: Rütger Boeddinghaus
29.06.2025: Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Leyendeckers
Im Rahmen der Kulturmeile Grötzingen fand am 29.06.2025 in der evangelischen Kirche ein Gedächtniskonzert für den in diesem Jahr verstorbenen Grötzinger Künstlers Hors Leyendecker statt. Anschließend wurde Horst und Jutta Leyendecker mit der Ehrenmitgliedschaft des FBM geehrt. Die Laudatio hielt der 1. stellvertretende Vorsitzende Rütger Boeddinghaus.
Fotos: Rainer Knoblauch
20.06.2025: „Angela Ulrich – Augenblick“
Führung durch die Ausstellung
Franz Bernhard Haus Karlsruhe
Andreas C. H. Schell-Stiftung

Der FBM besuchte bereits zum zweiten Mal eine Ausstellung im Franz Bernhard Haus. Diesmal waren Bilder der Karlsruher Künstlerin Angela Ulrich zu sehen, die ebenso wie die Künstler Jürgen Zimmermann und Walter Jung der laufenden Ausstellung „Rost“ im N6 Mitglied des Künstlervereins „Plakat Wand Kunst“ ist.
Der Name der Künstlervereinigung lässt auf große Formate schließen und in der Tat sind einige ihrer ausgestellten Bilder so groß, dass sie nicht nur aufgrund des Gezeigten zu einem Spaziergang einladen. Zu sehen waren Werke aus unterschiedlichen Phasen ihres Kunstschaffens. Frühe Arbeiten, die den Einfluss ihres Lehrers Albrecht von Hancke und somit die Entwicklung vom Informellen zum Figürlichen bereits erkennen lassen, figurative Arrangements, eindringliche Szenen zwischenmenschlicher Interaktion, ausdrucksvolle Porträts und eine Landschaft, in der Vordergrund und Horizont schwimmen. Angela Ulrichs Bilder lassen die Wirklichkeit des gezeigten Moments in Geschichten und Geschichte verschwinden, sind aber auch gleichzeitig ein Fenster in die Zukunft des Möglichen.
Text und Fotos: Rütger Boeddinghaus
13.06.2025: Vernissage der Ausstellung „ROST“ von Jürgen Zimmermann
Rost trifft Gold – Zwei Künstler, ein Sommerabend

Trotz flirrender Hitze und Temperaturen über 30 Grad fanden sich am Freitag (13. Juni) zahlreiche Kunstinteressierte zur Vernissage der Ausstellung „Jürgen Zimmermann: Rost“ in der Galerie Kunstfachwerk N6 in Grötzingen ein. Eingeladen hatte der Freundeskreis Badisches Malerdorf Grötzingen e.V., dessen Vorsitzender Siegfried König mit sichtbarem Stolz gleich zwei Karlsruher Künstler begrüßen konnte. Neben dem angekündigten Bildhauer Jürgen Zimmermann überraschend auch den Maler Walter Jung.
„Zwei, die sich lange kennen“, betonte König. Denn Zimmermann und Jung studierten einst gemeinsam an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Während Zimmermanns skulpturale Arbeiten im Zentrum der Ausstellung stehen, präsentiert Jung – aus gesundheitlichen Gründen nach längerer Ausstellungspause – zehn Gemälde, vorrangig Acryl auf Leinwand, als ästhetisch ruhige und doch vielschichtige Ergänzung.
Nach einem kurzen Grußwort von Grötzingens Ortsvorsteher Jens Jägle hielt der Künstlerfreund und Wegbegleiter Jost Schneider eine ebenso launige wie tiefgründige Laudatio auf Zimmermanns Werk. Dessen titelgebende Wandskulptur „Rost“ – acht stark verwitterte, rötlich-braune Metallplatten – erscheint wie ein Relikt aus einer archaischen Zukunft. Jahrelang der Witterung ausgesetzt, hat Zimmermann das Material regelrecht „gepflegt“, bis die Oxidation selbst zu gestalten begann. „Der blanke Stahl von heute ist der Rost von morgen“, so Schneider, der mit einem Seitenblick auf die politischen Versprechungen vergangener Jahrzehnte deutlich machte: Auch gesellschaftliche „Oberflächen“ korrodieren.
Zimmermanns Werk lebt vom Unerwarteten: In der Skulptur von 1988 „König und Königin“ thronen zwei vergoldete Figürchen auf einem einfachen Topfreiniger. Es ist ein ironisches Spiel mit Macht, Alltag und Repräsentation. Wer macht hier den Abwasch? Auch seine Bilderrahmen-Skulpturen, die sich scheinbar verflüssigen, oder die mit Blattgold verzierte Blitz-Skulptur „Bei Zeus“ entfalten eine surreale Wucht. Zwischen Banalem und Metaphysischem lässt Zimmermann die Grenzen verschwimmen, und zwar nicht ohne Provokation. Muss man das ernst nehmen? Oder darf man lachen? Vielleicht beides zugleich?
Ein ruhiger Kontrapunkt sind da die Arbeiten von Walter Jung. Sie zitieren zum Beispiel dekorative Motive wie Kachelwände aus Malaga oder Kreuzband-Teppichmuster. Doch auch hier lauert unter der Oberfläche mehr als bloße Zierde. Im Gemälde „Teppich“ etwa verweben sich Muster mit Körperlichem. Nackte Beine und Füße ruhen auf den Ornamenten. Dekor trifft hier auf Sinnlichkeit, ohne sich je ganz erklären zu lassen.
Gerade in einer Zeit globaler Unsicherheiten mögen diese „eigensinnigen“ Positionen irritieren. Doch darin liegt wohl ihre Kraft. Schneider fasste es in einem paradoxen Bild zusammen: „Allein der Solitär bleibt solidarisch.“ Und er zitierte Walter Jung: „Kunst muss ins Leben gehen und alles riskieren.“
Text: Sven Scherz-Schade, Fotos: Bernd Döhler