16.11.2016: Künstlerauszeichnung 2016 des FBM
Bericht siehe: Künstlerauszeichnung Gabriele Goerke
18.10.2016: Auftaktveranstaltung zur Reihe „Wort-Kunst: Lesungen & mehr mit Johannes Hucke: „Künstler sind die neuen Spießer!“
Künstler waren einige zu Gast bei der Lesung im Kaminzimmer von Schloss Augustenburg am vergangenen Dienstag, auch viele andere Grötzinger und Karlsruher Bürger – Spießer auch? Wer weiß das schon so genau? „Künstler sind die wahren Spießer“ war jedenfalls die Auftaktveranstaltung zur Veranstaltungsreihe „Wort-Kunst“ betitelt, nach einem Essay von Johannes Hucke. In dem neuen Format, das der „Freundeskreis Badisches Malerdorf“ (FBM) aus der Taufe gehoben hat, soll es darum gehen, den Verbindungen und Beziehungen zwischen verschiedenen Ausdrucksformen von Kunst nachzuspüren.
Den musikalischen Auftakt gestaltete das Duo „blackbird“: Regina Fischer (Saxophon) und Johannes Schmitt (Gitarre) stimmten mit swingenden Melodien auf die Lesung ein. Von Wolfgang Wegner, Vorstandsmitglied des FBM und Moderator des Abends, herzlich begrüßt, begann der Schriftsteller Johannes Hucke mit einem Ausschnitt aus seiner Kriminalerzählung „Jagdstern“. Der Held der Geschichte, ein berühmter Gartenarchitekt namens Gernot Junker, fährt mit dem Zug nach Schwetzingen und macht sich dabei so seine Gedanken über die Architektur am Rande der Bahnlinie. Im weiteren Verlauf der Erzählung wird er spurlos verschwinden und in vergangene Zeiten und Welten eindringen – mit dem Leser auf seiner Fährte. An diesem Abend kam es aber nicht so weit, schließlich hatte Johannes Hucke auch noch einige Gedichte im Gepäck – und „blackbird“ einige Musikstücke – und der FBM einige Flaschen Wein und stattlich belegte Riesenbrezeln!
Die Pause wurde lebhaft genutzt: zum Austausch mit dem Autor und den Veranstaltern des Abends, zum Begrüßen von Freunden, zum Gespräch, zum kulinarischen Genuss, zum Luftschnappen auf dem idyllischen Schlosshof. Und frisch gestärkt ging es anschließend weiter: Die These „Künstler sind die wahren Spießer“ wurde auf- und zur Diskussion gestellt. Wenn Maler „modern“ malen wie vor 100 Jahren – ist das wirklich modern? Ist das nicht vielmehr spießig? Daran schließen sich Fragen nach der Definition von Kunst und Kreativität, vom freien Schaffen gegenüber dem Festhalten an Althergebrachtem – kann heutzutage überhaupt noch etwas Neues geschaffen werden? Auch manche Wort-Kunst-Akrobatik von Huckes Gedichten erinnert an Vorbilder: Eugen Roth zum Beispiel oder Robert Gernhardt. Kann es denn heutige Kunst überhaupt ohne das Fundament geben, das Künstler vergangener Zeiten gebaut haben?
Man möchte mit Fontane „Das ist ein zu weites Feld!“ sagen; aber dieses Feld soll in Grötzingen weiter „beackert“ werden! Die Auftaktveranstaltung hat Lust gemacht auf „Mehr“. Nach einer schöpferischen Pause geht es am 30. März 2017 weiter: Mit einer Lesung des Karlsruhe-Romans „Orlandos Fächer“ von Martina Bilke im ehemaligen Fikentscher-Atelier. Für den nächsten Herbst ist ein „Grötzinger Kunstgespräch“ geplant, vorläufiger Titel: „Ist das Kunst oder kann das weg? – Zum Kunstverständnis des 20. Jahrhunderts“.
Auf den gelungenen Auftakt des neuen Veranstaltungsreihe, auf ihre Fortführung und auf das diesjährige Jubiläum „10 Jahre Freundeskreis Badisches Malerdorf Grötzingen“ wurde zum Ausklang des Abends angestoßen.
Text: Jutta Leyendecker
01. – 03.10.2016: Exkursion in den Chiemgau
(emr) Stürmisches Wetter erwartete die Besuchergruppe aus Grötzingen am langen Wochenende vom 1. bis 3. Oktober am Chiemsee. Eine Gruppe von 15 Mitgliedern des „Freundeskreis Badisches Malerdorf“ machte sich mit dem Vorhaben auf den Weg, die Malerkolonie Frauenchiemsee zu erkunden und sich daneben den kulturellen Höhepunkten vor Ort zu widmen, die wahrlich zahlreich vorhanden sind.
Den Wissensdurst der badischen Kunst- und Kulturinteressierten stillte vor allem Dr. Friedrich von Daumiller, seines Zeichens Vorsitzender des Kulturfördervereins Prien am Chiemsee sowie der „Freunde von Herrenchiemsee“, der die Gäste mit seinen profunden Kenntnissen in den Bann der Chiemseemaler sowie deren Geschichte zog und keine Frage unbeantwortet ließ.
Bevor es zur Führung ins Heimatmuseum ging, begeisterte Helga Schömmer bei einer Ortsbegehung der Marktgemeinde Prien mit dem ehemaligen idyllischen Handwerkerviertel „Gries“, das bestens erhaltene Handwerkerdomizile mit und ohne Lüftlmalereien beherbergt. Das Heimatmuseum seinerseits zeigt u.a. seit Sommer 2012 unter dem Motto „Die Künstlerlandschaft Chiemsee neu gesehen“ in den Sonderausstellungsräumen Werke von Carl Raupp, Josef Wopfner, Hiasl Maier-Erding und Rudolf Sieck. Diese geben einen Einblick in das Entstehen der „Künstlerlandschaft Chiemsee“, die mit einem herausragenden künstlerischen Anspruch in der Reihe der europäischen Künstlerkolonien ihren Platz einnimmt.
Wie in Grötzingen mit der Nähe zur Großstadt Karlsruhe, die zwei Kunstakademien beherbergt, die Malerkolonie entstand, verhielt es sich analog in Bayern. München war unter Ludwig I. zur Kunststadt avanciert und so zog es viele Maler nach Oberbayern. Diese erkundeten die Umgebung und erlagen dabei dem Charme der Fraueninsel. War es in Grötzingen Friedrich Kallmorgen, der sich als erster Künstler hier niederließ, war es 1828 auf der Fraueninsel der Landschaftsmaler Maximilian Haushofer, dem eine ganze Künstlerschar, später sogar aus Europa und Amerika, folgte.
Der zweite Reisetag gehörte den Inseln im Bayerischen Meer und bereits die Überfahrt zur Herreninsel ließ den Geist von Märchenkönig Ludwig II. wach werden. Gilt das Interesse der meisten Besucher dem Neuen Schloss, widmete sich die Grötzinger Reisegruppe dem Augustiner-Chorherrenstift. Neben seiner reichen Geschichte und gleichzeitig reich an Geschichten tagte hier im August 1948 der Verfassungskonvent zur Ausarbeitung eines Diskussionsentwurfes zum Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland für den Parlamentarischen Rat. Nicht umsonst das „Alte Schloss Herrenchiemsee“ genannt, befinden sich darin Privaträume König Ludwigs II, ein beeindruckender Kaisersaal und daneben sich seit 1998 ein modern gestaltetes Museum sowie eine Gemäldegalerie Julius Exters, der als Vorkämpfer der modernen Malerei in München gilt.
Weiter ging es per Schiff zur Fraueninsel, der eigentlichen Künstlerkolonie. Nach einer Inselführung genoss man die Gastlichkeit im Inselhotel zur Linde, dort, wo sich vor nahezu 200 Jahren die Maler Max Haushofer, Karl Raupp, Wilhelm Leibl und Hermann Kaulbach fanden.
Bevor es am Feiertag ins Badische ging, widmete man sich der barocken Priener Ortskirche Mariä Himmelfahrt, die vor allem durch die „Priener Turmverschiebung“ in die Annalen einging, bei der der Turmhelm von dem alten auf einen neuen benachbarten Kirchturm auf Rollen verschoben wurde, was damals als technische Meisterleistung galt.
Die letzte Station der Reise galt der Kirche St. Jakobus im Priener Ortsteil Urschalling. Bekannt ist die einschiffige romanische Kirche vor allem wegen ihrer umfangreich erhaltenen spätgotischen Ausmalung, deren Freilegung wiederum die barocke Ausstattung weichen musste.
Mit vielen Eindrücken machte sich die Reisegruppe auf den Heimweg. Organisator und Vereinsvorsitzender des Freundeskreis Badisches Malerdorf Siegfried König freut sich über die gewonnenen Erkenntnisse sowie die neu gewonnene Verbindung zur Gemeinde Prien, die wie Grötzingen ebenfalls Mitglied ist von euroart, dem Europäischen Zusammenschluss von Künstlerkolonien mit fast 80 Mitgliedern aus 14 Ländern. „Was uns in Grötzingen unbedingt fehlt, sind Ausstellungsräume. Ohne ein Museum für die alten und Präsentationsmöglichkeiten für die neuen Künstler kommen wir nicht weiter bzw. können uns der Öffentlichkeit nicht vorstellen.“
Die Pläne für das Farrenstallgelände kommen diesem Wunsch für neue Künstler bereits entgegen. So fehlt nur noch eine Bleibe für eine Dauerausstellung der alten Grötzinger Meister, für deren Verbleib das Historische Rathaus in der hiesigen Ortsmitte geradezu prädestiniert wäre. Übrigens: auch in Prien zählt das alte Rathaus zu den wichtigsten kulturellen Einrichtungen im Chiemgau. (mit freundlicher Genehmigung aus: GA 41).
21.04.2016: Verein der Freunde des Badischen Malerdorfs feiert 2016 sein 10jähriges Jubiläum
Seit 10 Jahren gibt es den FBM, den Freundeskreis Badisches Malerdorf – 10 Jahre, in denen Vorstände und Mitglieder vieles auf den Weg gebracht und erreicht haben. Grund zum Feiern allemal – und die diesjährige Mitgliederversammlung am 21.04.2016 im Bürgersaal des Rathauses bot dazu die willkommene Gelegenheit. Bevor es losging mit der Tagesordnung, hatte Vorstandsmitglied Wolfgang Wegner dem Publikum Einblick in seinen jüngsten Kriminalroman gewährt und daraus einige spannende Kapitel gelesen. Begleitet wurde er vom Jazz-Duo „Blackbird“ mit Regina Fischer am Saxophon und Johannes Schmitt an der Gitarre. Nach dieser „Kür“ folgte die „Pflicht“: Erster Vorsitzender Siegfried König leitete die Sitzung, in der unter anderem eine Satzungsänderung beschlossen wurde. Bei einem Gläschen Sekt – nach der Sitzung natürlich! – ließ man die Ereignisse der Vereinsgeschichte Revue passieren.
Eines der Ziele des Vereins ist, Grötzinger Künstler aus Vergangenheit und Gegenwart in Ausstellungen und anderen Veranstaltungen vorzustellen, Atelier-, Museums- und Galeriebesuche sowie Fahrten zu historischen und existierenden Malerkolonien runden das vielseitige Angebot ab. Im Laufe der Jahre sind die Vereinsmitglieder in vielen Grötzinger Ateliers zu Gast gewesen: bei Sabine Classen, Cornelius Dewald, Hanspeter Fischer, Waltraud Kniss, Horst Leyendecker, Michael Melchers, Dieter Mokroß, Brigitte Nowatzke-Kraft, Guntram Prochaska und Ulrich Sekinger. Dabei haben sich eigentlich immer interessante Bildbetrachtungen und Gespräche ergeben, manchmal vertieft bei einer Tasse Kaffee und/oder einem Gläschen Wein. Eine durchaus angenehme Art, für das zweite Ziel des Vereins zu arbeiten: Förderung der Verbundenheit Grötzinger Bürger mit „ihren“ Künstlern im Speziellen und die Auseinandersetzung mit der Bildenden Kunst im Allgemeinen. Dazu kamen jedes Jahr geführte Ausstellungsbesuche, beispielsweise bei Brigitte Nowatzke-Kraft im Baden-Badener Alten Dampfbad, in der Mirò-Ausstellung in Baden-Baden und, noch frisch in Erinnerung, dieses Jahr bei der Friedrich-Kallmorgen-Aussstellung in der Karlsruher Städtischen Galerie. Ein Ausflug führte durch die Zander-Sammlung von Kunst der Naiven, art brut und Outsider Art im Schloss Bönnigheim, ein anderer zur Sammlung Heinrich nach Maulbronn.
Im vergangenen Jahr waren die Darmstädter Mathildenhöhe und Kronberg im Taunus die Ziele der Kunstexkursionen; die Fahrten der Jahre 2009, 2011 und 2013 gingen nach Worpswede, Dachau und Barbizon – alles wichtige Orte für die Entwicklung der Künstlerkolonien. Aber nicht nur in die Historie tauchen die Teilnehmer dieser Fahrten ein, auch der Austausch mit den Kunstschaffenden von heute gehört zum Programm. Und so haben sich manche Bindungen und wichtige Kontakte für die weitere Zusammenarbeit und gemeinsame Aktionen der ehemaligen und noch existierenden Künstlergemeinschaften ergeben. Der Freundeskreis ist übrigens Mitglied der europäischen Vereinigung der Künstlerkolonien „euroArt“.
Junge Künstler zu fördern und ihnen gute Arbeitsmöglichkeiten zu geben, ist ein weiteres wichtiges Anliegen des FBM. So hat der Vorstand sich an den Planungen für Künstlerwohnungen über der Stadtbibliothek am Grötzinger Rathausplatz beteiligt – heute wohnen und arbeiten dort zwei Studentinnen der Karlsruher Kunstakademie. Und auch auf Publikationen kann der Freundeskreis stolz sein: beispielsweise die Monographie „Künstlerinnen und Künstler in Grötzingen. Die vergangenen 30 Jahre“ und Kataloge zu Ausstellungen von Stefan Holzmüller und Sandro Vadim.
Dass der Freundeskreis Badisches Malerdorf mit seinen Vorständen Siegfried König, Hans Peter Kühlwein, Simone Dietz, Burghardt Nowatzke und Jürgen Wiedemann seine Arbeit auch weiterhin erfolgreich ausüben und noch viele weitere erfolgreiche Aktionen auf den Weg bringen möge, ist zu wünschen – und die Zeichen stehen gut!
Text: Jutta Leyendecker
26.02.2016: Führung in der Ausstellung „Exo-Evolution“ im ZKM
Der Freundeskreis versteht sich nicht nur als Bewahrer und Bewunderer der Kunst der Malerkolonie, sondern steht auch den neuesten Entwicklungen aufgeschlossen gegenüber. So stand am 26. Februar 2016 ein Besuch des ZKM, dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe, auf dem Programm. Gezeigt wurde dort die Ausstellung „Exo-Evolution“, die sich mit der Verschränkung von Kunst und Wissenschaft beschäftigt: Die künstlerische Anwendung neuer Technologien lässt den Menschen aus der natürlichen Evolution heraustreten und befreit ihn aus der Gewalt der Natur. Es wird versucht, Visionen und Lösungen für Probleme des 21. Jahrhunderts zu demonstrieren. Inwieweit dies bei allen Teilnehmern angekommen ist oder zumindest angenommen wurde, zeigte sich in lebhaften Gesprächen während und nach der Führung.