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2011

    04.11.2011: Künstlerauszeichnung 2011: Sandro Vadim

    Bericht siehe: Künstlerauszeichnung Sandro Vadim


    08.10.2011: Besuch des Papiertheaters “La Papp”

    Man musste schon jemanden kennen, der bereits dabei war, oder Mitglied im Freundeskreis sein, wenn man eine Aufführung des Papiertheaters “La Papp” erleben wollte. Denn die Anzahl der Zuschauer ist auf 15 Personen beschränkt und es wird keine Werbung dafür gemacht. Trotzdem sind die Theaterabende stets ausverkauft. So auch am 8. Oktober, an dem sogar zwei Vorstellungen für den Freundeskreis gegeben wurden.
    Beim Eintreten in den abgedunkelten Bürgersaal des Grötzinger Rathauses sah man gleich die etwa 1 Meter mal 1 Meter große Bühne, umgeben von einer schwarzen Abdeckung, davor standen 15 Stühle. Freundlich wurde der Besucher mit einem Glas Sekt von der Theaterleiterin Yvonne Schmitt und ihrer Assistentin Simone Dietz empfangen und sogleich in seiner Körperlänge eintaxiert, denn nach diesem Kriterium wurden anschließend die Sitzplätze verteilt. Sodann erhielt jeder ein Opernglas ausgehändigt, damit man auch die kleinsten Einzelheiten auf der Bühne mitbekommen konnte.

    Bevor die beiden Akteure hinter der Bühne verschwanden, erläuterte Frau Schmitt die Entstehungsgeschichte des Papiertheaters: Aus den Bildertafeln der Bänkelsänger, die im Mittelalter dem Volk auf den Jahrmärkten die mehr oder minder aktuellen Nachrichten vortrugen, entstanden um 1700 durch hintereinander gestellte Bildebenen dreidimensionale Darstellungen. Durch Hinzunahme von verschiebbaren Figuren wurden ganze Bühnenprospekte aufgebaut. Auf diesen Papiertheaterbühnen wurden in den bürgerlichen Salons ab 1850, Kino und Fernsehen gab es noch nicht, ganze Theaterstücke und Opern für Erwachsene aufgeführt. Insofern war der Bürgersaal mit seinen Bildern der Grötzinger Malerkolonie ein ideal gewählter Ort.

    Dann hob sich zum ersten Mal der Vorhang, fast gleichzeitig gingen alle Operngläser in die Höhe, das Stück konnte beginnen. In sechs Akten erlebte man nun den Aufstieg der Blumenverkäufern Eliza aus dem pfälzischen Hagenbach zu einer Dame der höheren Gesellschaft am markgräflich-badischen Hof. Zum Schluss gibt es natürlich auch ein happy-end, wobei die erwartete Antwort von Eliza allerdings dem Zuschauer durch den niedergehenden Schlussvorhang vorenthalten wird.

    Dieses temperamentvoll, mit viel Witz, Spannung und Musik vorgetragene Stück, in dem nicht weniger als elf Personen auftreten, wird von nur zwei Personen gestaltet. Yvonne Schmitt und Simone Dietz agieren dabei sowohl hinter, als auch in besonders dramatischen Szenen vor der Bühne mit einer Spielfreude, deren Stimmung sich in kürzester Zeit auf die Zuschauer überträgt, so dass sich am Ende der Vorstellung alle Besucher gut gelaunt nicht nur von beiden Schauspielern, sondern auch untereinander persönlich verabschiedeten.
    Text und Fotos: Dr. No



    16. – 18.09.2011:  Kunstfahrt nach Murnau und Dachau

    Vor zwei Jahren besuchten Mitglieder des Freundeskreises Badisches Malerdorf Grötzingen die ehemalige Künstlerkolonie Worpswede, vom 16. – 18. September 2011 waren mit Murnau und Dachau weitere Malerkolonien das Ziel einer Kunstexkursion.

    Um 7 Uhr 30 ging es mit einem komfortablen Reisebus der AVG über die Autobahn, später durch das sonnenbeschienene Voralpenland nach Murnau am Staffelsee. Der erste Programmpunkt war eine Führung durch das Schlossmuseum Murnau. Vorgestellt wurden dort Landschaftsbilder aus dem 19. Jahrhundert (u. a. von Carl Spitzweg und Franz von Kobell). Die Darstellung dieser Motive erfuhr zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Veränderung in der Malerei durch eine Gruppe von Künstlern, die nun formal reduziert, flächiger und mit leuchtenden Farben ihren Eindruck des Gesehenen wiedergaben. Sie wandten sich vom Impressionismus ab, verfassten eine programmatische Schrift, den Almanach “Der Blaue Reiter”, und malten fortan “expressiv”. Zu dieser Gruppe gehörten Gabriele Münter, ihr Lehrer Wassily Kandinsky, Alexej Jawlensky und Marianne von Werefkin, aber auch August Macke und Franz Marc.

    Als Nächstes besichtigte die Reisegruppe das so genannte Russenhaus, das Gabriele Münter 1908 kaufte, und welches sie mit ihrem Lehrer gemeinsam bis 1914 und danach mit längeren Unterbrechungen bis zu ihrem Tod im Jahr 1962 bewohnte. Das ganze Gebäude nebst zugehörigem Garten wurde in seinem ursprünglichen Zustand wiederhergestellt, es ist heute ein Museum, das mit seinen Gemälden, Hinterglasmalereien und bemalten Möbeln die Atmosphäre der Zeit des Blauen Reiters erahnen lässt.

    Die Zeit bis zum Abendessen verbrachten einige der Teilnehmer in Murnau, andere besichtigten noch das Sommerhaus von Friedrich von Kaulbach, einem der erfolgreichsten (Portrait-)Maler des Historismus, oder machten einen Spaziergang.

    Ist man schon in der Gegend des “Blauen Landes”, so darf der Besuch des Franz-Marc-Museums nicht fehlen. In dem im Jahr 2008 neu errichteten Museumsgebäude werden Werke Franz Marcs neben denen seiner Zeitgenossen und Künstlerfreunde präsentiert. Besonders faszinierend ist der Blick aus einem Extraraum, der auch als Trauzimmer fungiert, auf den Kochelsee und das Gebirgsmassiv des Herzogstands.
    Nach dem Besuch dieses Museums brachte der Bus die Gruppe in einer knapp einstündigen Fahrt zum Hotel in Oberschleißheim. Von hier ging es dann weiter nach Dachau, wo bereits zwei Führerinnen warteten, um einem Teil der Gruppe die Altstadt, dem anderen Teil die KZ-Gedenkstätte zu zeigen. Nach zweieinhalb Stunden fand man wieder zusammen, tauschte sich über das Gesehene und die gewonnenen Eindrücke aus, genoss den einmaligen Fernblick von der Terrasse des auf dem höchsten Hügel der Stadt gelegenen Schlosses, wobei man die Türme der Münchner Frauenkirche deutlich erkennen konnte.

    Der Vormittag des nächsten Tages gehörte ganz der Kunst. Ähnlich wie in Grötzingen war Ende des 19. Jahrhunderts eine Künstlerkolonie entstanden, in der sich berühmte Maler wie Adolf Hölzel, Ludwig Dill, der später Professor in Karlsruhe wurde, und Artur Langhammer niederließen. Auch Carl Spitzweg und Lovis Corinth setzten hier die besonderen Lichtverhältnisse im Dachauer Moos in ihre Freilichtmalerei um. Deren Werke sind als ständige Ausstellung in der Dachauer Gemäldegalerie zu sehen. Diese wird vom Zweckverband geleitet, der 1988 gegründet wurde und dessen Vorsitz abwechselnd der Oberbürgermeister und der Landrat innehaben. Nach einer Führung durch diese Galerie besichtigten die Teilnehmer noch die Galerie der Künstlervereinigung Dachau, die – anders als in Grötzingen – einen festen Ausstellungsort hat, so dass sie zehn Ausstellungen pro Jahr durchführen kann, was wiederum zur Steigerung des Bekanntheitsgrads von Dachau und seiner Kunst führt.

    Gestärkt durch ein Mittagessen im Restaurant eines städtischen Kulturgebäudes wurde die Rückfahrt angetreten. Gegen 19 Uhr erreichte dann die Reisegruppe, bereichert von neuen Eindrücken, wie es Herr Dr. Kühlwein in seiner Dankesrede an den Organisator dieser gelungenen Fahrt, Herrn Siegfried König, ausdrückte, den Ausgangspunkt Grötzingen.

    Text und Fotos: Dr. No


    28.04. – 09.06.2011:  “7. Kunsttrienale Furament 2011” in Tervuren / Belgien

    Der Freundeskreis ist Mitglied bei der Europäischen Vereinigung der Künstlerkolonien euroArt (www.euroartcities.eu).
    Auf Einladung der belgischen euroArt-Partnerstadt Tervuren nahmen auch Grötzinger Künstlerinnen und Künstler an der dort stattfindenden 7. Kunsttriennale zum Thema „Wasser“ teil.
    Zur Ausstellung wurde ein Katalog herausgegeben.

    Arbeiten folgender Künstlerinnen und Künstler vertraten Grötzingen in der Ausstellung:
    Gustav Hofmann: Wehr an der Pfinz, 1925
    Karl-Martin Graff: Flusslandschaft, 1936
    Sabine Classen: Stehende Welle, 2010
    Michael Melchers: Wasserflöhe, 2010
    Dieter Mokross: Am Bach, Egental Südtirol
    Brigitte Nowatzke-Kraft: Wasser I, 1992
    Ulrich Sekinger: Wasser ist doch das Beste


    01.06.2011: Der Freundeskreis Badisches Malerdorf besucht die Ausstellung “Curjel & Moser” in der Städtischen Galerie

    Zeitgleich mit dem Entstehen der Grötzinger Malerkolonie gründeten im Jahr 1888 die Architekten Robert Curjel und Karl Moser in Karlsruhe ein Architekturbüro, das bald im deutschsprachigen Raum bekannt wurde. Mit ihren Arbeiten verfolgten beide, die Grötzinger Künstler und die zwei Architekten, die Abkehr vom Historismus der Gründerzeit und beide unternahmen den Versuch, in der bildnerischen Darstellung bzw. in der Formensprache von Gebäuden neue Wege zu gehen. Will man sich in die Zeit der ersten Grötzinger Malergeneration hinein versetzen, indem man das architektonische und damit auch in gewisser Weise das geistige Umfeld betrachtet, so hat man momentan dazu Gelegenheit: In der Städtischen Galerie der Stadt Karlsruhe findet eine umfassende Ausstellung über das Werk des Architekturbüros Curjel & Moser statt.

    25 Mitglieder und Freunde des Vereins Badisches Malerdorf Grötzingen nutzten am 1. Juni 2011 die Gelegenheit, sich zeigen und erklären zu lassen, in welcher Art von Häusern die Bilder der Malerkolonie auch hätten hängen können. Nach dem Ende des deutsch-französischen Kriegs 1870/71 setzte in Karlsruhe eine rege Bautätigkeit ein. Über die beiden Enden der Kaiserstraße hinaus erweiterte sich Karlsruhe in östlicher und westlicher Richtung. So nutzten die Architekten Curjel und Moser die Möglichkeit, durch zahlreiche Gebäude das neue Stadtbild nachhaltig zu prägen. Gleich am Eingang der Ausstellung demonstriert  eine Stadtkarte mit Stecknadeln die große Zahl der von ihnen entworfenen Bauten, in historischen Aufnahmen sind viele, noch heute vorhandene Villen dargestellt. Neben Privathäusern z. B. in der Baischstraße sind als markante Gebäude in Karlsruhe die Christuskirche am Mühlburger Tor, die Lutherkirche am Gottesauer Platz und das ehemalige Bankhaus Veit Homburger gegenüber dem Prinz-Max-Palais zu erwähnen.

    Da die beiden Architekten jedes Bauwerk als Gesamtkunstwerk verstanden, wurde alles vom Garten bis zur Türklinke von ihnen geplant. So sind auch Möbel, Lampen, Teppiche und Wandkeramiken zu sehen, darunter ein großer wandfester Schrank, der aus einer imposanten Villa auf dem Turmberg stammt. Einige der anwesenden Grötzinger konnten sich noch lebhaft an dieses Gebäude erinnern, das später als Altersheim benutzt wurde, in den 60er Jahren aber leider abgerissenen wurde. Bei diesem Rundgang durch die Ausstellung, deren kompetente Führung wieder die Leiterin der Städtischen Galerie, Frau Dr. Baumstark, übernommen hatte, wird den Besuchern das Lebensgefühl einer Epoche vermittelt, in der bewusst die Grenzen zwischen Architektur, Malerei und Bildhauerei überschritten wurden. So trägt die Ausstellung über ein Architekturbüro in ihrer Gesamtheit auch zum Verständnis der Arbeits- und Lebensweise der Künstler der Grötzinger Malerkolonie bei.


    14.05.2011: Atelierbesuch bei Guntram Prochaska

    Die Reihe der Atelierbesuche in Grötzingen wurde am 14. Mai 2011 fortgesetzt. Um 16 Uhr trafen sich 15 Mitglieder und Freunde im „Live-Art-Studio“ von Guntram Prochaska in der Niddastraße 11. Der international tätige Aktionskünstler und Holzsägeartist empfing uns im Innenhof seines Wohnhauses, welches schon von außen eine Besonderheit darstellt. Drinnen wimmelt es von allerlei bizarren hölzernen Wesen, die, wie Prochaska berichtete, zum großen Teil aus früheren Performances stammten. Interessiert verfolgten die Besucher auch die biografische Entwicklung, die den gebürtigen Grötzinger weit in die Welt und wieder zurück zu seinen Wurzeln führte. Da Prochaska vor Ort, aber auch in Durlach und Karlsruhe viele hölzerne „Spuren“ hinterlassen hat, die den meisten Besuchern bekannt sind, war die persönliche Begegnung eine bereichernde Ergänzung. Die fast zwei Stunden, die wir gemeinsam an einem großen Tisch im Innenhof verbrachten, vergingen somit wie im Fluge.


    03.02.2011: Ausstellungsbesuch in der Städtischen Galerie Karlsruhe: “Venedig-Bilder”

    Wer sich, und sei es nur für kurze Zeit, in Venedig aufhält, der ist sogleich vom unverwechselbaren Charme dieser Stadt eingefangen. Auch vor 200 Jahren übte Venedig diesen intensiven Reiz aus, deshalb ließen sich zahlreiche deutsche Maler des 19. Jahrhunderts direkt in oder (aus Kostengründen) in der Nähe der Stadt nieder. Dort entstandene Gemälde, Zeichnungen und Fotografien zeigt momentan die Städtische Galerie Karlsruhe. Deren Leiterin, Frau Dr. Baumstark, führte am 03. Februar 2011 eine Gruppe des Freundeskreises Badisches Malerdorf durch diese Ausstellung. Da sich viele Touristen, damals wie heute, der Stadt auf dem Wasserweg nähern, wiederholt sich dieser erste visuelle Eindruck auf den Bildern im ersten Raum. Dabei wird die Silhouette Venedigs größtenteils in Nachtbildern präsentiert, schließlich entstanden sie im Zeitalter der Romantik, vielleicht auch, um den auch damals schon vorhandenen Verfall der Bausubstanz zu verdecken. In der nächsten Abteilung sind Alltagsszenen aus dem Leben der Stadt zu sehen, wobei die Personen entweder in historischen Kleidern oder in Kleidern der aktuellen Mode dargestellt sind. Ein Bild des Karlsruher Akademieprofessors Ludwig Dill zeigt eine Situation, in der viele Transportgondeln auf einem Kanal herumwuseln, so lebensnah, dass eine Besucherin meinte, man könne das Wasser regelrecht riechen. Einige Künstler, so auch der Karlsruher Anselm Feuerbach, widmeten sich der venezianischen Kunst des 15. Jahrhunderts, indem sie Bilder kopierten, um so Anschauungsmaterial für Studenten an heimischen Akademien zu schaffen. Tizians „Himmelfahrt Mariä“ war bei Kopisten so sehr beliebt, dass es Wartelisten gab, in die man sich eintragen musste. Feuerbachs Kopie hängt heute in der Karlsruher Kunsthalle. Viele Sehenswürdigkeiten, die auch heute besucht werden, spielten bei den Malern der 19. Jahrhunderts als Motive eine bedeutende Rolle. Der Dogenpalast, die Seufzerbrücke, der Markusplatz (mit Scharen von Tauben) tauchen in stimmungsvollen und teilweise in topografisch zuverlässigen Darstellungen besonders bei Friedrich Nerly auf, der 40 Jahre in der Lagunenstadt lebte. Auch Friedrich Kallmorgen, der später zu den Gründern der Grötzinger Malerkolonie gehörte, ist durch feine Zeichnungen von Stadtansichten vertreten. Frau Dr. Baumstark entließ ihre Zuhörer nach ihrer Führung, die sie wieder in detailreicher und spannender Weise durchführte, mit dem Gefühl, dass man mal wieder Venedig, zumindest aber dieser Venedig-Ausstellung einen weiteren Besuch abstatten sollte. Der zweite Vorsitzende des Freundeskreises, Herr Dr. Kühlwein bedankte sich im Namen des Vereins bei Frau Dr. Baumstark mit einem Rosenstrauß in venezianischem Gelb.

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