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2025

    05.07.2025: „Anselm Kiefer – Werke 1971 bis 1986“
    Führung durch die Eröffnungsausstellung im Haus Kiefer, Rastatt

    Zehn Vereinsmitglieder und zwei Gäste sind der Einladung des FBM zum Besuch der Bilderausstellung des Künstlers Anselm Kiefer in Rastatt-Ottersdorf gefolgt.

    Bei dem kürzlich eröffneten Museum „Haus Kiefer“ handelt es sich gewissermaßen um die Kinderstube des Künstlers, der dort sechs Jahre seiner Kindheit mit seiner Familie gelebt hat, woran noch einige Kinderzeichnungen erinnern.

    Geprägt von den in der Nachkriegszeit vorherrschenden unzulänglichen Einsichten in die Ursachen und Folgen der monströsen Grausamkeiten des Nationalsozialismus, stellt sich Kiefer mit eindrücklichen Werken der Frage, ob Kunst überhaupt und wenn ja, wie möglich sein kann.

    Zu sehen sind erdverhaftete und himmelweisende Bild-Strohkollagen, deren Kunst in einer engelsgleichen Palette (gerechtfertigt) erscheint. Die in den Werken angesprochenen Themen reichen vom Holocaust über Juden- und Christentum bis zu Frauen in der Revolution.

    Eine tolle Führung durch eine klug kuratierte Ausstellung, die bestens zum und – bei diesem Künstler verwunderlich – auch in das Haus passt, hat uns sehr beeindruckt.

    Text: Rütger Boeddinghaus

    29.06.2025: Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Leyendeckers

    Im Rahmen der Kulturmeile Grötzingen fand am 29.06.2025 in der evangelischen Kirche ein Gedächtniskonzert für den in diesem Jahr verstorbenen Grötzinger Künstlers Hors Leyendecker statt. Anschließend wurde Horst und Jutta Leyendecker mit der Ehrenmitgliedschaft des FBM geehrt. Die Laudatio hielt der 1. stellvertretende Vorsitzende Rütger Boeddinghaus.

    Fotos: Rainer Knoblauch

    PRESSEBERICHT:

    Bewahrer und Botschafter des kulturellen Erbes
    Ehrung für Jutta Leyendecker und posthum für Horst Leyendecker

    Als er im den 70er Jahren nach Grötzingen kam, war Horst Leyendeckers erster Gang der zur Kirche, von dort zum Schloss und dann zum ehemaligen Atelierhaus Otto Fikentschers gleich daneben. „Alles war in einem sehr schlechten Zustand, dennoch weckte es sein Interesse und er schlich immer wieder darum herum“, erinnert sich Jutta Leyendecker an die allererste Kontaktaufnahme mit dem Gebäude, das für ein halbes Jahrhundert nicht nur Besitz und Wohnraum, sondern gelebte Geschichte werden sollte. „Horst malte im oberen Stockwerk wie Otto Fikentscher, und in Gedanken sah ich beide gemeinsam an der Staffelei stehen“, erzählt Jutta Leyendecker. Durch Leyendeckers Einsatz wurde vieles bewahrt und sie selbst hörte so viele Geschichten über Bewohner des Schlosses, dass sie bald eine Forscherin und zuverlässige Chronistin der Lebensart im Künstlerschloss wurde.

    Im Rahmen der Kulturmeile war in der evangelisch-methodistischen Kirche eine Ausstellung der Werke Leyendeckers zu sehen. Blumen, Landschaften und Berge: „Berge sind das zentrale Motiv in der Malerei von Horst Leyendecker“, sagt Rütger Boeddinghaus. Der zweite Vorsitzende des Freundeskreis‘ Badisches Malerdorf und Laudator für das geehrte Ehepaar Leyendecker, stellte die Anhöhen in den Mittelpunkt seiner Betrachtung. Nicht nur Naturerlebnisse, sondern auch Quellen höchster Erkenntnis waren und sind die Berge, für Moses ebenso wie Petrarca oder Humboldt und Augustinus. „Für Horst Leyendecker dagegen war die Verarbeitung des Geschauten durch das Malen der Gebirgswelt der Weg zu sich selbst. Es ging ihm nicht darum, eine originalgetreue Darstellung wiederzugeben, sondern Bilder entstehen zu lassen, die sein Empfinden und seine Seele widerspiegeln.“ Caspar David Friedrich sei ein Geistesverwandter Horst Leyendeckers. „Die Gedanken und Empfindungen von Horst Leyendecker sind in seinen Bildern, die zu uns sprechen, lebendig. Das danken wir ihm!“

    Jutta Leyendecker gebühre eine ganz eigene Ehrung, nicht die als Ehefrau des Malers, sondern als Bewahrerin und Botschafterin der Grötzinger Malerkolonie, die in zahlreichen Lesungen und durch ihr Buch ‚Die Grötzinger Malerkolonie – Hinaus ins Freie!‘ das kulturelle Erbe des Stadtteils vor Augen geführt und wachgehalten hat. Rütger Boeddinghaus überreichte ihr, und stellvertretend auch posthum für Horst Leyendecker, die Urkunden zur Ehrenmitgliedschaft des Freundeskreises des Badischen Malerdorf Grötzingen.

    Text: Steinhardt-Stauch

    20.06.2025: „Angela Ulrich – Augenblick“
    Führung durch die Ausstellung

    Franz Bernhard Haus Karlsruhe
    Andreas C. H. Schell-Stiftung

    Der FBM besuchte bereits zum zweiten Mal eine Ausstellung im Franz Bernhard Haus. Diesmal waren Bilder der Karlsruher Künstlerin Angela Ulrich zu sehen, die ebenso wie die Künstler Jürgen Zimmermann und Walter Jung der laufenden Ausstellung „Rost“ im N6 Mitglied des Künstlervereins „Plakat Wand Kunst“ ist.

    Der Name der Künstlervereinigung lässt auf große Formate schließen und in der Tat sind einige ihrer ausgestellten Bilder so groß, dass sie nicht nur aufgrund des Gezeigten zu einem Spaziergang einladen. Zu sehen waren Werke aus unterschiedlichen Phasen ihres Kunstschaffens. Frühe Arbeiten, die den Einfluss ihres Lehrers Albrecht von Hancke und somit die Entwicklung vom Informellen zum  Figürlichen bereits erkennen lassen, figurative Arrangements, eindringliche Szenen zwischenmenschlicher Interaktion, ausdrucksvolle Porträts und eine Landschaft, in der Vordergrund und Horizont schwimmen. Angela Ulrichs Bilder lassen die Wirklichkeit des gezeigten Moments in Geschichten und Geschichte verschwinden, sind aber auch gleichzeitig ein Fenster in die Zukunft des Möglichen.

    Text und Fotos: Rütger Boeddinghaus

    13.06.2025: Vernissage der Ausstellung „ROST“ von Jürgen Zimmermann

    Rost trifft Gold – Zwei Künstler, ein Sommerabend

    Trotz flirrender Hitze und Temperaturen über 30 Grad fanden sich am Freitag (13. Juni) zahlreiche Kunstinteressierte zur Vernissage der Ausstellung „Jürgen Zimmermann: Rost“ in der Galerie Kunstfachwerk N6 in Grötzingen ein. Eingeladen hatte der Freundeskreis Badisches Malerdorf Grötzingen e.V., dessen Vorsitzender Siegfried König mit sichtbarem Stolz gleich zwei Karlsruher Künstler begrüßen konnte. Neben dem angekündigten Bildhauer Jürgen Zimmermann überraschend auch den Maler Walter Jung.

    „Zwei, die sich lange kennen“, betonte König. Denn Zimmermann und Jung studierten einst gemeinsam an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Während Zimmermanns skulpturale Arbeiten im Zentrum der Ausstellung stehen, präsentiert Jung – aus gesundheitlichen Gründen nach längerer Ausstellungspause – zehn Gemälde, vorrangig Acryl auf Leinwand, als ästhetisch ruhige und doch vielschichtige Ergänzung.

    Nach einem kurzen Grußwort von Grötzingens Ortsvorsteher Jens Jägle hielt der Künstlerfreund und Wegbegleiter Jost Schneider eine ebenso launige wie tiefgründige Laudatio auf Zimmermanns Werk. Dessen titelgebende Wandskulptur „Rost“ – acht stark verwitterte, rötlich-braune Metallplatten – erscheint wie ein Relikt aus einer archaischen Zukunft. Jahrelang der Witterung ausgesetzt, hat Zimmermann das Material regelrecht „gepflegt“, bis die Oxidation selbst zu gestalten begann. „Der blanke Stahl von heute ist der Rost von morgen“, so Schneider, der mit einem Seitenblick auf die politischen Versprechungen vergangener Jahrzehnte deutlich machte: Auch gesellschaftliche „Oberflächen“ korrodieren.

    Zimmermanns Werk lebt vom Unerwarteten: In der Skulptur von 1988 „König und Königin“ thronen zwei vergoldete Figürchen auf einem einfachen Topfreiniger. Es ist ein ironisches Spiel mit Macht, Alltag und Repräsentation. Wer macht hier den Abwasch? Auch seine Bilderrahmen-Skulpturen, die sich scheinbar verflüssigen, oder die mit Blattgold verzierte Blitz-Skulptur „Bei Zeus“ entfalten eine surreale Wucht. Zwischen Banalem und Metaphysischem lässt Zimmermann die Grenzen verschwimmen, und zwar nicht ohne Provokation. Muss man das ernst nehmen? Oder darf man lachen? Vielleicht beides zugleich?

    Ein ruhiger Kontrapunkt sind da die Arbeiten von Walter Jung. Sie zitieren zum Beispiel dekorative Motive wie Kachelwände aus Malaga oder Kreuzband-Teppichmuster. Doch auch hier lauert unter der Oberfläche mehr als bloße Zierde. Im Gemälde „Teppich“ etwa verweben sich Muster mit Körperlichem. Nackte Beine und Füße ruhen auf den Ornamenten. Dekor trifft hier auf Sinnlichkeit, ohne sich je ganz erklären zu lassen.

    Gerade in einer Zeit globaler Unsicherheiten mögen diese „eigensinnigen“ Positionen irritieren. Doch darin liegt wohl ihre Kraft. Schneider fasste es in einem paradoxen Bild zusammen: „Allein der Solitär bleibt solidarisch.“ Und er zitierte Walter Jung: „Kunst muss ins Leben gehen und alles riskieren.“

    Text: Sven Scherz-Schade, Fotos: Bernd Döhler

    Pressebericht

    Grötzingen Aktuell Nr. 25 vom 20. Juni 2025, S. 5

    04.06.2025: Preisverleihung der Ausstellung des Kunst-Leistungskurses des Ludwig-Marum-Gymnasiums in der Galerie N6

    Künstler bewerteten die Arbeiten der Jugendlichen

    Nachdem am Freitag, dem 30. Mai, vier Künstler und der Kulturbürgermeister der Stadt Karlsruhe die Werke der Schülerinnen und Schüler des LMG Berghausen bewertet hatten, wurden die Preise am Mittwoch, dem 4. Juni, den Schülerinnen und Schülern übergeben. Die Juroren – Brigitte Nowatzke-Kraft, Esther Klauke, Heidrun MalComes, Karl-Heinz Arheidt und Kulturbürgermeister Dr. Albert Käuflein – waren angetan von der Qualität der Arbeiten und konnten sich nach anderthalb Stunden nicht auf einen Sieger einigen. Vielmehr sahen sie drei gleichwertige Jugendliche, deren Arbeiten sie gleichermaßen beeindruckten. Daher wurden drei Sieger benannt: David Herbach, Xenia Dillmann und Max Ansorge. Sie erhielten aus der Hand von Wolfgang Wegner und Siegfried König die Preise überreicht. Hier bedankte sich Siegfried König bei Burda Museum Baden-Baden, dem ZKM Karlsruhe und der Städtischen Galerie Karlsruhe für die Überlassung von Jahreskarten. Außerdem erhielten alle Jugendliche eine Urkunde für eine einjährige kostenlose Mitgliedschaft im Freundeskreis Badisches Malerdorf Grötzingen e.V. Somit werden die jugendlichen Austeller durch freien Eintritt in Museen gefördert. Oberstudiendirektorin Engelmann war sichtlich erfreut über die Ausstellung in der Galerie N6 in Grötzingen und würde sich freuen über eine Fortsetzung der Zusammenarbeit.

    Text: Siegfried König, Fotos: Bernd Döhler

    28.05.2025: Vernissage des Kunst-Leistungskurses des Ludwig-Marum-Gymnasiums in der Galerie N6

    Voller Saal, junge Stimmen, starke Kunst

    Am E-Piano erklingen sanfte Töne und eine Schülerin singt klar und ruhig dazu. Das Publikum lauscht gebannt. Die Galerie N6 ist gut besucht und es herrscht erwartungsvolle Stimmung. Am Mittwochabend, den 28. Mai, feierte die Ausstellung „Zwischen Körper und Konstruktion“ ihre Vernissage. Es war ein künstlerisches Debüt in mehrfacher Hinsicht.

    Zum ersten Mal kooperiert der Freundeskreis Badisches Malerdorf e.V. mit dem Ludwig-Marum-Gymnasium Pfinztal und eröffnet damit den neun Schülerinnen und Schülern des diesjährigen Kunst-Leistungskurses eine professionelle Plattform. Die jungen Künstlerinnen und Künstler – Ida Lensch, Sonja Fischer, Xenia Dillman, David Herbach, Maximilian Ansorge, Hannah Volz, Tim König, Dana Azmand und Destiny Ayilara – stehen kurz vor dem Abitur. Mit dieser Ausstellung treten sie erstmals mit ihren Arbeiten an die Öffentlichkeit.

    Schulleiterin Elke Engelmann brachte es in ihrem Grußwort auf den Punkt: „Zu oft konnten wir in den letzten Jahren Kunst nicht zeigen.“ Eine Ausstellung in einer Galerie sei mehr als nur ein Schulaushang, hier bekomme Kunst die verdiente Aufmerksamkeit. Gezeigt werden Werke aus den letzten beiden Schuljahren, entstanden unter der Leitung der Fachlehrerin Diana Huck. Inhaltlich kreist die Schau um das Spannungsfeld von Skulptur und Architektur. Unter dem Titel „Zwischen Körper und Konstruktion“ begegnen sich Material und Idee, Bewegung und Statik, Emotion und Konzept. Inspiriert von großen Namen wie Gian Lorenzo Bernini, Rebecca Horn, Le Corbusier oder Bjarke Ingels, haben die Schülerinnen und Schüler beherzt losgelegt. Sie haben geknetet, gebogen, geschnitten, gezeichnet. Mal lief es rund, mal musste ein Entwurf in die Tonne. Doch gerade aus diesen Umwegen entstand Überraschendes. „Ihr habt gelernt, dass Kunst nicht immer wie geplant funktioniert“, fasste es Diana Huck zusammen, „und ja, es gab auch mal Frust.“ Die Lehrerin versicherte aber versöhnlich: „Ich bin sicher, dass Euch die Erfahrung – egal ob ihr später was mit Kunst macht – zu Gute kommen wird.“ Ausprobieren und Scheitern sei im kreativen Prozess immer wichtig.

    Auch Sonja Fischer und Dana Azmand, selbst Schülerinnen des Kunst-Leistungskurses, sprachen ein Grußwort und betonten, dass trotz klarer Aufgabenstellungen im Unterricht jede und jeder etwas ganz Eigenes geschaffen habe. Es sei eben doch mehr als „nur Schule“ gewesen, auch eine kreative Reise mit persönlicher Handschrift.

    Und das zeigt sich in der Ausstellung eindrucksvoll. Zu sehen sind fein gearbeitete Handstudien in Bleistift, expressive Kopfplastiken aus Ton und detailreiche Architekturmodelle. Besonders ins Auge stechen Tiny-House-Entwürfe, die von Insektenformen inspiriert sind. Ein Haus erinnert an den Panzer einer Assel, ein anderes an die filigrane Eleganz einer Gottesanbeterin. Sie setzen sich kreativ mit nachhaltigem Wohnen auseinander und greifen gestalterische Ideen des dänischen Stararchitekten Bjarke Ingels auf. Auch die großformatigen Stadtpanoramen überzeugen. In Kohle gezeichnete Gebäude wiegen sich fast tanzend durch das Papier und treten in gleichgewichteten Dialog mit eingeklebten Fotografien echter Karlsruher Architektur.

    Im Rahmen der Ausstellung hat eine fachkundige Jury – bestehend aus Kulturbürgermeister Albert Käuflein, den Künstlerinnen Brigitte Nowatzke-Kraft, Heidrun MalComes und Esther Klauke sowie dem Künstler Karl Heinz Arheidt – drei der Arbeiten prämiert und je mit Jahreskarten für die Städtische Galerie, das ZKM und das Museum Frieder Burda belohnt. Verliehen wurden die Preise am 4. Juni in der Galerie N6. Für die jungen Künstlerinnen und Künstlern ist die Ausstellung ein gelungener Abschluss ihrer praktischen Arbeit. Die schriftlichen und fachpraktischen Abiturprüfungen liegen hinter ihnen, nach Pfingsten folgen gegebenenfalls noch mündliche. Zwischen „Körper und Konstruktion“ jedenfalls ist mehr als ein Schulprojekt. Es ist ein starkes, eigenständiges Statement und vielleicht der Anfang von mehr.

    Text: Sven Scherz-Schade, Fotos: Bernd Döhler

    Pressebericht

    Grötzingen Aktuell Nr. 23 vom 06. Juni 2025, S. 7

    11.04. – 13.04.2025: Euroart-Regionaltagung 2025 in Prien am Chiemsee

    Deutsche Künstlerkolonien stärken Zusammenarbeit und entwickeln gemeinsame Projekte

    Teilnehmende an der Euroart-Regionaltagung 2025 (Foto: Euroart)

    Vom 11. bis 13. April 2025 trafen sich Vertreterinnen und Vertreter deutscher Künstlerkolonien zur jährlichen euroart-Regionaltagung – in diesem Jahr in Prien am Chiemsee. An der Tagung nahm auch der 2. Vorsitzende unseres Vereins Rütger Boeddinghaus und Karen Eßrich für die Heimatfreunde teil.

    Über allem stand die Erkenntnis: „Die Themen, die Künstlerinnen und Künstler einst an diese magischen Orte geführt haben, sind heute aktueller denn je: Naturverbundenheit, gesellschaftlicher Wandel und die Suche nach neuen Lebensformen.“

    Prien als Gastgeber historischer Künstlerkolonie
    Prien war Ende des 19. Jahrhunderts ein inspirierender Ort für Künstler wie Julius Exter und Wilhelm Leibl. Mit der Einladung zur diesjährigen Tagung knüpfte die Gemeinde an diese Tradition an – und hieß Akteurinnen und Akteure aus ganz Deutschland willkommen: von Worpswede bis Dachau, von Ahrenshoop bis Murnau.

    Gemeinsame Projekte im Fokus
    Im Zentrum der Tagung standen der Rückblick auf das vergangene Jahr und die Weiterentwicklung gemeinsamer Vorhaben. Thematisiert wurden unter anderem neue Marketingmaßnahmen, der Ausbau musealer Kooperationen und Partnerschaften mit kunstaffinen Hotels. Darüber hinaus diskutierten die Teilnehmenden, welche Ausstellungsinhalte die Kolonien verbinden, wie sich Werke austauschen lassen und wie eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Museen aussehen kann. Weitere Schwerpunkte waren die Frage, wie sich die Geschichten der Künstlerorte für Besucherinnen und Besucher erlebbar machen lassen, und wie zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler in das Netzwerk eingebunden werden können – ganz im Sinne der Erkenntnis, dass viele Themen, die die Künstlerinnen und Künstler damals bewegten, heute aktueller denn je sind.

    Neue Initiativen für 2025
    Erstmals wurde ein euroart-Kurzzeitstipendium für zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler in drei Künstlerkolonien ausgeschrieben – ein starkes Zeichen für die Verbindung von Geschichte und Gegenwart. Auch ein neues Design für ein gemeinsames Eingangsschild wurde vorgestellt, das künftig an vielen Orten sichtbar machen soll: Hier ist eine Künstlerkolonie.
    Die Museen stellten fest, dass sie oft zu ähnlichen Themen arbeiten – ideale Voraussetzungen für neue Kooperationen. Eine digitale Sommerausstellung mit dem Titel „Frauen als Künstlerinnen“ wird ab Juni 2025 wieder in mehreren Museen gezeigt.

    Künstlerkolonien damals und heute – ein Erlebnis für Besucherinnen und Besucher
    Wie lässt sich die Magie dieser Orte für Gäste erlebbar machen? Darüber tauschten sich die Teilnehmenden aus dem Bereich Kulturtourismus aus – mit Ideen zu thematischen Routen, neuen Vermittlungsformaten und einer stärkeren Vernetzung mit Tourist-Informationen. „Gerade das Schaffen solcher Synergien ist wichtig, um die Sichtbarkeit der Künstlerkolonien zu stärken und den Kulturtourismus voranzubringen“, wurde festgestellt.

    Text: Pressemitteilung Euroart

    07.03. 13.04.2025: Ausstellung „Zeichnung & Skulptur“
    Ki Youn Kim und Hanna Woll

    Plakat der Ausstellung

    Ki Youn Kim zeigte Arbeiten, in denen sie mit feinen Linien und Strichen aus Tinte und Fineliner experimentierte, die sie schichtweise aufs Papier zeichnet. Ihre Werke, die sich zwischen Abstraktion und Anklängen an Naturformen bewegen, verbinden die traditionelle Bildauffassung Ostasiens mit einer westlichen, spekulativen Formensprache.

    Hanna Woll zeigte Skulpturen, deren Materialien stets eine Verbindung zur Erde suchen. Ihre Werke reichen von der Majolika-Arbeit „Landschafterin“ mit einer rauen, sandgestrahlten Oberfläche bis hin zu experimentellen Installationen wie dem „Wantel“ aus Lehm, Bitumen und modellierten Schnüren. Das eingetrocknete Material unterliegt ständig einem „Wandel“ und man kann sich darin wie in einen Mantel einhüllen – daher der Titel der Skulptur. Darüber hinaus zeigte sie Glasskulpturen, die sie in der traditionsreichen Glashütte Meisenthal in Frankreich formte.

    Vernissage am 07.03.2025
    Linienführung und erstarrtes Glas

    Unzählige schwarze Tintenstriche. Alle zeigen in eine Richtung und formen ein großes Ganzes. Eine Landschaft entsteht. Das sind die Zeichnungen von Ki Youn Kim, über die die Besucher bei der Vernissage am Freitag Abend, den 7. März 2025 nicht schlecht staunten. Der Freundeskreis Badisches Malerdorf Grötzingen e.V. eröffnete damit in der Galerie Kunstfachwerk N6 Grötzingen seine erste Ausstellung dieses Jahr „Zeichnung und Skulptur“ mit Werken der Künstlerinnen Ki Youn Kim und Hanna Woll. Die Vernissage war ein voller Erfolg und zog zahlreiche Kunstinteressierte an. Vereinsvorsitzender Siegfried König begrüßte die Gäste herzlich und zeigte sich froh, dass der Freundeskreis zwei so renommierte Künstlerinnen präsentieren konnte. „Wir sind stolz, dass ihr da seid“, betonte König.

    Ki Youn Kim zeigte insgesamt 42 Arbeiten, die durch ihre feinen Linien und Striche aus Fineliner-Tinte bestechen. Ihre Werke bewegen sich zwischen Abstraktion und Naturformen und verbinden die traditionelle Bildauffassung Ostasiens mit einer westlichen, spekulativen Formensprache. So manche Besucher hielten die fiktiven Landschaften auf den ersten Blick denn auch irrtümlich für Fotografien. Die unzähligen Striche sind nämlich extrem detailliert und fein gezeichnet. Die Illusion ist perfekt. Hanna Woll präsentierte 18 Skulpturen, deren Materialien stets eine Verbindung zur Erde suchen. Neben Majolika-Arbeiten und experimentellen Skulpturen faszinierten am Abend insbesondere ihre Glasskulpturen, die sie in der traditionsreichen Glashütte Meisenthal in Frankreich formte.

    Eine Laudatio hielt am Abend Axel Heil, Professor für Artistic Research an der Staatlichen Kunstakademie Karlsruhe. Er spannte unter anderem einen kunstgeschichtlichen Bogen von der Malerin und Grafikerin des Jugendstils Jenny Fikentscher bis zu den organischen Formen in Hanna Wolls Kunst aus Glas. Fikentscher, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf Schloss Augustenburg in Grötzingen lebte, nutzte für die Gestaltung ihrer Lithografien häufig Pflanzenornamente, die sie sich aus der heimischen Natur abschaute. Die Linienführung in diesen Jugendstil-Lithografien erinnert durchaus an die Formgebung von heißem, flüssigem Glas, das der Schwerkraft folgt und das Hanna Woll nach ihrem Gestaltungswillen erstarren lässt. Zudem zog Axel Heil eine Verbindung von Voltaires Erzählung „Micromégas“ zu den Zeichnungen von Ki Youn Kim. Während in Voltaires fantastischer Geschichte ein Riese von einem fernen Stern die Größenverhältnisse auf der Erde völlig durcheinanderbringt, fehlen auch in Kims Strichzeichnungen klare Größenverhältnisse, was die Wahrnehmung der Betrachter verunsichern kann und neugierig macht.

    In anregenden Gesprächen nahm der Vernissageabend sodann seinen Lauf. „Ich bin froh, in Grötzingen ausstellen zu können“, meinte Kim in Hinblick auf die Schau: „Seit Corona habe ich bislang nur wenig Gelegenheiten für Ausstellungen gehabt.“ Ki Youn Kim studierte Bildhauerei in Seoul und Malerei an der Hochschule für Bildende Künste Saar in Saarbrücken. 2023 hatte sie ein Aufenthaltsstipendium der GEDOK Schleswig-Holstein in Lübeck. Hanna Woll, 1982 in Neuburg an der Donau geboren, lernte zunächst Steinmetzin und studierte dann an der Kunstakademie Karlsruhe. 2024 stellte sie unter dem Titel „Kunsttäter“ in der Galerie Zeitzone Berlin aus. „Ich bin mit der Ausstellung hier auch sehr zufrieden“, kommentierte Woll: „Ich fand gut, dass ich so schön frei war in der Auswahl meiner Werke, die ich zeigen konnte.“

    Text: Sven Scherz-Schade

    Fotos: B. Döhler

    Pressebericht

    Grötzingen Aktuell Nr. 11 vom 14. März 2025, S. 4

    13.04.2025 Gespräch mit der Künstlerin Hanna Woll

    März 2025: Kondolenz zum Tod unseres Mitglieds Horst Leyendecker

    Wir, der Freundeskreis Badisches Malerdorf Grötzingen e.V., trauern um Horst Leyendecker, der am 18. März 2025 verstorben ist.
    Mit ihm verlieren wir ein langjähriges Mitglied, einen verlässlichen Freund und einen herausragenden Künstler. Sein stets offenes Atelier sowie seine einfühlsamen Landschafts- und Blumenbilder schufen eine lebendige Verbindung zur Grötzinger Malerkolonie.
    Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Frau, unserem Mitglied Jutta Leyendecker, die mit ihren Worten und Schriften das Andenken an die Anfänge der Grötzinger Malerkolonie bewahrt.
    Der Vorstand

    BNN vom 28.03.2025

    22.02.2025: Exkursion zur Ausstellung
    „Die Neue Sachlichkeit Ein Jahrhundertjubiläum 22.11.2024 09.03.2025“
    in die Kunsthalle Mannheim

    Ausstellungskatalog

    Teilgenommen haben insgesamt 13 Vereinsmitglieder, die teils mit dem Auto, teils mit der Bahn anreisten, darunter die Vorstände Peter und Rütger.

    Zu sehen waren echte High Lights der Kunst zwischen den beiden Weltkriegen der sogenannten Neuen Sachlichkeit. In der Mannheimer Kunsthalle wurde bereits 1925 die erste Ausstellung von Gemälden unter dem vom damaligen Direktor Hartlaub geprägten Sammelbegriff der Neuen Sachlichkeit gezeigt, die wenig später als sogenannte entartete Kunst verfemt wurden. In Karlsruhe waren hiervon besonders Mitglieder der von den Künstlern Rudolf Schlichter, Georg Scholz und Wladimir von Zabotin gegründeten Gruppe Rih betroffen.

    Unter den nunmehr ausgestellten Künstlern und Künstlerinnen fanden sich viele, die in Karlsruhe gelebt, gearbeitet oder zumindest studiert haben. Es handelt sich um Julius Bissier, Adolf Erbslöh, Carl Hofer, Karl Hubbuch, Alexander Kanoldt, Willi Müller- Hufschmid, Arthur Riedel, Rudolf Schlichter, Wilhelm Schnarrenberger, Georg Scholz, Richard Stitzel, Wilhelm Süß, Christoph Voll, Ernst Würtenberger sowie immerhin zwei Künstlerinnen Friedel Dethleffs-Edelmann und Hanna Nagel.

    Die etwa 1½-stündige Führung konnte natürlich nur auf ein Bruchteil der gezeigten Werke eingehen, traf aber eine sachkundige Auswahl und war sehr informativ.

    Text: Rütger Boeddinghaus

    26.01.2025: Konzert mit Moderation
    „Caspar David Friedrich – Stimmungsbilder der Romantik“

    Der Freundeskreis Badisches Malerdorf Grötzingen e.V. hatte zum Konzert mit Moderation mit Claus Temps (Gesang) und Heike Bleckmann (Klavier) eingeladen.

    Foto: ONUK

    Caspar David Friedrich gilt als der bekannteste Maler der deutschen Romantik. Am 5. September 1774 in Greifswald geboren, ließ er sich nach einem Studium an der Kunstakademie Kopenhagen in Dresden nieder. Seine stimmungsvollen Gemälde und Zeichnungen stehen idealtypisch für Grundthemen der Romantik: Hinwendung zur Natur, Sehnsucht, Öffnung zum Unbewussten, zum religiös überhöhten Gefühl, nicht zuletzt für die Verklärung des Mittelalters.

    Das Programm näherte sich den oft geheimnisvollen Bildern Friedrichs in der Musik und mit den Worten seiner Zeitgenossen. Es beleuchtete biographische, künstlerische und politische Aspekte wie auch wiederkehrende Bildthemen. Greifswald, Rügen und Dresden als Lebensstationen klangen an, ebenso fanden Natur-, Landschafts- und Meeresbilder mit ihren tageszeitlichen Stimmungen Entsprechung in Liedern von Robert Schumann, Franz Schubert, Fanny Mendelssohn, Luise Greger, Richard Strauss, Max Reger und Jochen Modeß. Die Textgrundlage der Lieder bildeten Gedichte von Joseph von Eichendorf, Ludwig Tieck, Wilhelm Müller und anderen Dichtern der Zeit.

    Ausführende waren die Pianistin Heike Bleckmann und der Sänger Claus Temps, die bereits mehrfach mit moderierten Programmen zu Künstlerinnen und Künstlern in Grötzingen zu Gast waren.

    Die Ausführenden:

    Claus Temps, Gesang, machte eine Gesangsausbildung bei Prof. Peter Elkus in Hamburg und Freiburg und entwickelte eine umfangreiche solistische Konzerttätigkeit in den Bereichen Lied und Oratorium. Als Liedsänger mit besonderer Vorliebe für musikalisch-literarische und thematische Programme arbeitet er regelmäßig mit den Pianistinnen Heike Bleckmann und Ira Maria Witoschynskyj sowie mit dem Karlsruher Musikwissenschaftler Dr. Joachim Draheim zusammen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei heute weniger beachteten Komponistinnen und Komponisten und ihrem Werk.

    Heike Bleckmann, Klavier, studierte Klavier an den Musikhochschulen Würzburg und Karlsruhe. Studienaufenthalte in den USA und zahlreiche Meisterkurse, unter anderem bei Menahem Pressler, Edith Picht-Axenfeld und Helena Costa vervollständigten ihre Ausbildung. Die Pianistin übt eine umfangreiche Konzerttätigkeit aus, solistisch, in verschiedenen Ensembles (z.B. „Die 12 Pianisten“) und vor allem als Liedbegleiterin. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in der Ausarbeitung und Durchführung von Programmen, die Musik und Literatur verbinden. Sie beschäftigt sich intensiv mit den Biografien und dem Werk von Komponistinnen, zuletzt u.a. von Fanny Hensel, Clara Schumann, Pauline Viardot, Ethel Smyth und Rebecca Clarke.

    Das Liedduo wurde mit seinen moderierten Programmen wiederholt zu Konzerten im deutschen Raum, nach Irland, Südamerika und Spanien eingeladen. Im Corona-Jahr 2020 entstand als Konzertmitschnitt eine CD mit Liedern von Robert Schumann auf Texte von Justinus Kerner und Nikolaus Lenau („Sängers Trost“). Mehrfach gastierte das Duo auf Einladung der Fundación Goethe mit thematischen Programmen an herausragenden Orten in Spanien (Königspalast Madrid, Deutsche Botschaft Madrid, Escorial, Deutscher Pavillon Barcelona), zuletzt im September 2024 mit dem vorliegenden Programm zu Caspar David Friedrich im Romantikmuseum Madrid und in der Martin-Luther-Kirche Barcelona. Auch das Faustmuseum Knittlingen und der Freundeskreis Badisches Malerdorf Grötzingen e. V. laden das Liedduo zum wiederholten Male mit seinen moderierten musikalischen Programmen zu Konzerten ein.

    Text: Claus Temps, Wolfgang Wegner

    Bericht von Siegfried König, 1. Vorsitzender des FBM

    Kunst und Gesang im Einklang
    Tolles Konzert mit Claus Temps und Heike Bleckmann

    Der 250. Geburtstag des Malers Caspar David Friedrich im vergangenen Jahr gab Anlass für einen aus Spanien an Claus Temps und Heike Bleckmann herangetragenen Auftrag, den Künstler in einem moderierten musikalischen Programm vorzustellen. Eine große Aufgabe – zumal der Maler keinen erkennbaren Bezug zur Musik hatte.

    Bei der Programmzusammenstellung hielten sich die Beiden an den Dichter Ludwig Tieck, der in seinen „Phantasien über Kunst“ schrieb: „Zu jeder schönen Darstellung mit Farben gibt es gewiss ein verbrüdertes Tonstück, das mit dem Gemälde gemeinschaftlich nur eine Seele hat. Eine gewaltige Kunst spricht uns von der Leinwand an, und Ton und Linie und Farbe dringen ineinander und vermischen sich mit inbrünstiger Freundschaft in eins.“

    Dies nahmen sie zum Anlass zu bestimmten Bildern von Caspar David Friedrich ein passendes Musikstück zu finden. Gleichzeitig erfuhren die Zuhörer durch die moderierten Texte ein bildendes und geschichtliches Element. So fanden sie für das Thema „Rügenlandschaft mit Meeresbucht“ unter anderem das Bild „Kreidefelsen auf Rügen“ und das Musikstück “Der Abend“ von Franz Schubert. Auf dem Bild „Eine Frau vor der untergehenden Sonne“ wurde eine musikalische Ikone der Romantik ausgesucht: Richard Wagner mit „O du mein holder Abendstern“. Richard Strauss mit seinem Musikstück „Nebel, op. 10“ wies auf das Bild „Morgennebel im Gebirge“ hin. Wie sehr das Winterthema Caspar David Friedrich als Spiegel der Seele, des Lebens beschäftigte, zeigte das Bild „Das Eismeer“. Hierzu hat Franz Schubert mit dem Lied „Auf dem Flusse (Winterreise, op. 89)“ einen lebendigen Ausdruck verleihen. Im vollbesetzten Bürgersaal wurden die beiden Künstler Heike Bleckmann und Claus Temps mit starkem Applaus verabschiedet.

    Fotos vom Konzert

    Fotos. R. Knoblauch und B. Döhler

    Pressebericht

    Grötzingen Aktuell Nr. 5 vom 31. Januar 2025, S. 5

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