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2017

    24.11.2017: Führung durch die Bel Etage des Bruchsaler Schlosses

    Die Architektin Claudia Reisch führte zusammen mit dem Architekten Jürgen Wiedemann und Günter Bachmann, dem ehem. Leiter des Amtes Vermögen und Bau BW in Karlsruhe, eine nahezu 50köpfige Gruppe durch die wiederhergestellte Bel Etage des Bruchsaler Schlosses.

    Zunächst erläuterten die Herren Wiedemann und Bachmann im Gartensaal des Schlosses dessen kunst- und bauhistorische Geschichte als fürstbischöfliche Residenz bis zur Zerstörung im 2. Weltkrieg am 1. März 1945.
    Mit erheblichen Mitteln des Landes Baden-Württemberg wurde das Schloss wieder aufgebaut und teilweise restauriert. Am 28. Februar 1975 konnte es wieder eröffnet werden.

    Das Treppenhaus von Balthasar Neumann, Marmorsaal und Fürstensaal sowie der Eingangsbereich wurden dem Original nachgebildet. Aber erst in jüngster Zeit konnte auch die Bel Etage in Anlehnung an die ursprüngliche Aufteilung und versehen mit modernster Technik rekonstruiert werden.

    Die Architektin Frau Reisch vom Amt Vermögen und Bau BW in Karlsruhe hat die umfangreiche Sanierung der Bel Etage geleitet, Herr Wiedemann sowie Herr Bachmann waren an den Vorbereitungen beteiligt. Somit konnten die interessierten Besucher, die in zwei kleineren Gruppen durch die Räume geführt wurden, wissenswertes und manch interessantes Detail sozusagen aus „erster Hand“ erfahren.
    Im Zuge der Sanierung wurden die Räume auch mit zeitgenössischem Mobiliar ausgestattet, so dass man eine Ahnung vom ursprünglichen Aussehen bekommen kann. Die Renovierung wurde sehr zurückhaltend vorgenommen, was dem Gesamteindruck zugutekommt. Beispielsweise sind die Stuckarbeiten nur in reduzierter Form ausgeführt worden und der Fußboden aus der Renovierung um 1975 ist beibehalten worden, da eine Ausführung im ursprünglichen Intarsien Parkett den Finanzierungsrahmen gesprengt hätte.
    Nach fast zwei Stunden war diese außergewöhnliche Schlossführung zu Ende und wir danken allen Beteiligten für ihren ungewöhnlichen und engagierten Einsatz.

    Text: B.NoK


    23.11.2017: „Cézanne – Metamorphosen“ in der Kunsthalle Karlsruhe

    Der Freundeskreis Badisches Malerdorf lud am Donnerstag, 23.11.2018 unter der kompetenten Führung von Frau Dietz zu einem Besuch der Cézanne-Ausstellung in die Staatliche Kunsthalle ein. Zahlreiche Anmeldungen führten dazu, dass gleich zwei Gruppen in den Genuss dieser Veranstaltung kamen.
    Paul Cézanne (1839-1906), der auch häufig als “Vater der modernen Malerei“ bezeichnet wird, entwickelte seinen Malstil im Umfeld der Impressionisten. Dabei ging es ihm nicht um den flüchtigen Augenblick, sondern um die Veränderung materieller Strukturen und Oberflächen. An einigen ausgesuchten Beispielen erläuterte Frau Dietz, wie etwa Wasser sich zu einer betonartigen Erscheinung verwandelt, während ein im selben Landschaftsgemälde vorhandener Fels eine lebendige, pulsierende Oberfläche aufweist. Auch die Durchdringung von Vorder- und Hintergrund mittels Farbschraffuren, die den Raum auflösen oder ein dünnes Leinentuch, das die Anmutung eines voluminösen Federbetts annimmt, erklären den Untertitel „Metamorphosen“. Es geht also um prozesshafte Verwandlung, die zugleich die Denk- und Arbeitsweise des Malers offenbart.

    Nach diesem interessanten Rundgang ging es mit einem Shuttlebus zurück nach Grötzingen zum zweiten Teil des gelungenen Abends. Im Kaminzimmer von Schloss Augustenburg erwartete die Gäste Dr. Wolfgang Wegner alias Rainer Maria Rilke, der aus Briefen an seine Frau, die Bildhauerin und Malerin Clara Westhoff las, in denen er seine tiefen Eindrücke und Erlebnisse vor den Bildern Cézannes schilderte. Ergänzt wurde diese szenische Lesung durch Erläuterungen von Frau Dietz sowie einigen Kunstdrucken, die das Gesagte anschaulich machten. Dabei waren auch Gemälde anderer Künstler, wie sie übrigens auch im Museum im Dialog mit Cézannes Werken zu sehen sind.
    Bei einem Glas Wein konnte man im Anschluss dankbar die großartige Veranstaltung Revue passieren lassen.

    Text: B.NoK


    20.10.2017: Grötzinger Kriminacht

    Wenn ein Autor seinen Romanhelden trifft – Lesung in der Grötzinger Augustenburg

    Dass es spannend wird bei einer Krimi-Lesung, ist klar – aber s o spannend wie letzten Freitag im Kaminzimmer der Grötzinger Augustenburg? Dass der Held des Romans „Al Capone von der Pfalz“, Bernhard Kimmel, aus der Geschichte heraustreten und nicht nur sprachlich, sondern in Fleisch und Blut vor das Publikum treten würde? Damit hatte keiner gerechnet, auch „sein“ Autor Wolfgang Wegner nicht.
    Doch der Reihe nach: Der Freundeskreis Badisches Malerdorf hatte zur dritten Veranstaltung seiner Reihe „Wort-Kunst“ eingeladen, einer Lesung aus dem biographischen Kriminalroman „Al Capone von der Pfalz – Bernhard Kimmel“. Der Autor Wolfgang Wegner hat lange recherchiert, um die Geschichte von Bernhard Kimmel, Chef einer Einbrecherbande, die Anfang der 1960er Jahre deutschlandweit Schlagzeilen machte, wahrheitsgetreu zu erzählen.

    In seinem Roman schildert er Aufstieg und Fall eines Mannes, der ein edler Verbrecher nach dem Vorbild des legendären Schinderhannes sein wollte, der das Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei liebte, schließlich aber, nachdem bei einer Schießerei ein Mensch ums Leben gekommen war, selbst gejagt und verhaftet wurde. Zwar gelang Kimmel bei einem Lokaltermin die Flucht – womit er eine der größten Fahndungsaktionen im Nachkriegsdeutschland auslöste – aber am Ende hat man ihn doch aufspüren, erneut festnehmen und ins Gefängnis bringen können. Seine Strafe hat er abgesessen und lebt, inzwischen hochbetagt, wieder in seiner Heimat, der Pfalz.

    Der Andrang zur Lesung über den Einbrecherkönig war groß, und schnell in Bann geschlagen war das Publikum von Wolfgang Wegners lebendigem Vortrag. Durch die Imitation vieler verschiedener Stimmen gelang es ihm, die Personen lebendig werden zu lassen und die Handlung als akustische Szenen in den Raum zu stellen. Überraschende Unterbrechung war der Auftritt des Johannes Bückler, genannt Schinderhannes, dargestellt von Harald Günther, einem Schauspieler des Neuen Hoftheaters. Er trat mit Wolfgang Wegner oder vielmehr seiner Romanfigur Bernhard Kimmel in Dialog, und dabei stellte sich heraus, dass es viele Parallelen im Leben der beiden „edlen Räuber“ gibt.

    Und am Ende der Geschichte(n) die Überraschung des Abends: Zu den zwei Romanfiguren gesellt sich, „in echt“ sozusagen, eine dritte: Bernhard Kimmel, bis dahin still unter den Zuhörern, steht auf und gibt sich zu erkennen. Der Autor begegnet der Hauptperson seines Romans, das Publikum dem „Helden“ der Geschichte, die es eben gehört hat – eine überraschende und bewegende Wendung! Umringt von den Zuhörern signieren die beiden schließlich nebeneinander Wolfgang Wegners Buch, das auf so außerordentliche Weise an diesem Abend lebendig geworden ist.

    Text:Jutta Leyendecker

    Wolfgang Wegner: „Al Capone von der Pfalz – Bernhard Kimmel“
    Gmeiner Verlag. 12,99 Euro


    28.10.2017: 1. Grötzinger Kunstgespräch: „Erste Grötzinger Kunsthalle im Bauwagen – und nun?“

    Im Malerdorf fehlt es an Platz für Kunst

     Die Kunstschaffenden, die Kulturinteressierten wissen es natürlich längst: Grötzingen ist Malerkolonie mit über 125-jähriger, lebendiger Tradition. Dieses Wissen gelangte aber erst kürzlich ins Bewusstsein des Stadtmarketings. In der Touristeninformation, in den Flyern zur Stadt Karlsruhe ist es noch nicht angekommen. Dieser Umstand spiegelt sich auch in den beiden quasi dafür zuständigen Museen – der Kunsthalle und der Städtischen Galerie –, in denen im Regelfall deutlich weniger als ein Dutzend Kunstwerke der Grötzinger Kolonisten zu sehen sind. Also noch nicht einmal eines pro Künstler!
    Diese Situation und ein reger Verein, der diesen blinden Fleck beseitigen will, waren Anlass zum Kulturgespräch „Erste Grötzinger Kunsthalle – und nun? Auf der Suche nach Raum für Kunst“ in der Grötzinger Begegnungsstätte. Moderiert von Wolfgang Wegner (Freundeskreis Badisches Malerdorf Grötzingen) diskutierten der Sammler Mirko Heipek, die Künstlerin Brigitte Nowatzke-Kraft, die Event-Managerin Jutta Leyendecker, gleichzeitig Künstler-Gattin und Bewohnerin des Fikentscher-Hauses, sowie Ortsvorsteherin Karen Eßrich.
    „Die Grötzinger haben in der Wiederaufbauphase in den 1960er Jahren verschlafen, die Künstlerkolonie als Mehrwert zu kommunizieren. Das hängt uns bis heute nach“, so Simone Dietz, drei Jahre lang ehrenamtliche Leiterin des Grötzinger Kulturzimmers. in ihrem Impulsvortrag. Insbesondere mangele es an geeigneten Ausstellungsflächen. Das wird bitter deutlich, wenn sich die Künstlerkolonie als Mitglied des europaweiten Künstlerkolonie-Verbundes euroArt, in Brüssel präsentieren kann, aber für eine Ausstellung vor Ort der Platz fehlt. Um auf den eklatanten Mangel aufmerksam zu machen, schuf der rührige Verein vor zwei Jahren im Rahmen des Stadtgeburtstags zumindest temporär Abhilfe: In einem Bauwagen (der „1. Grötzinger Kunsthalle“) wurden auf stark beengtem Raum ein Wochenende lang Kunstwerke gezeigt.
    Das Problem dabei ist altbekannt: Kunst und Kultur kosten Geld, aber jeder schiebt’s auf den anderen. Der Ruf nach Sponsoren, nach Gönnern, der öffentlichen Hand wurde auch in dieser Runde laut, wobei Karen Eßrich betonte, der Austausch mit der Städtischen Galerie sei sehr gut, das Kulturamt stünde einem Neubau in Grötzingen wohlwollend gegenüber – dessen Rentabilität vorausgesetzt. Sowohl Brigitte Nowatzke-Kraft, wie Mirko Heipek betonten zudem, dass die Resonanz auf Ausstellungen groß ist, die die Anfänge der Künstlerkolonie bis zu den aktuellen Künstlern zum Thema haben.
    Festhalten lässt sich, dass ehrenamtliches Engagement nicht ausreicht, um Kunst und Kultur eine Bleibe zu sichern, und dass jenseits der Kulturschaffenden ein Bewusstsein dafür geweckt werden sollte, dass Kultur weit mehr kann als für angenehme Atmosphäre zu sorgen. Rentabilität misst sich entsprechend anders im Kulturbereich und verdient eine entsprechende finanzielle Grundausstattung.

    Text: Chris Gerbing in den BBN vom 30.09.2017


    24.-25.06.2017: Grötzinger Kulturmeile: Große Resonanz für Kleine Kunsthalle

    Zentraler Platz – zentrales Anliegen: Auf dem Niddaplatz warb der Freundeskreis Badisches Malerdorf Grötzingen e.V. (FBM) bei den Besuchern der Kulturmeile um Aufmerksamkeit für sein großes Ziel, den Kunstschätzen des Malerdorfs Raum zu schaffen. Und das im kleinsten Raum auf dem Fest! Ein ehemaliger Bauwagen, gefüllt mit Bildern von Horst Leyendecker, Dieter Mokroß, Brigitte Nowatzke-Kraft und Jost Schneider, einer kleinen Auswahl aus der großen Zahl Grötzinger Künstler. Michael Melchers‘ große Bilder, an die Außenwand gelehnt, verkündeten die Botschaft auch außen: Wir brauchen Platz!


    Und die Botschaft kam an, nicht zuletzt deswegen, weil Mitglieder des Vereins immer bereit standen, um die Besucher ins Gespräch zu ziehen und ihnen den Sinn der Aktion zu vermitteln. Eine Aktion, die man eigentlich als eine satirische bezeichnen kann – in dem Sinn, dass sie das Auseinanderklaffen von Anspruch und Realität deutlich machen sollte. Nämlich dem Anspruch des Titels „Badisches Malerdorf“ und der Realität der fehlenden Räumlichkeiten zur Präsentation der Kunstwerke, die den Titel eingebracht haben.
    Mehr Raum für Kunst! Diesen Appell des FBM an jeden, dem Kunst am Herzen liegt, in erster Linie aber natürlich an die politischen Handlungsträger, fanden fast alle Bauwagen-Besucher gelungen und wünschten ihm viel Erfolg.

    Text: Jutta Leyendecker, Fotos: Dr. No


    30.03.2017: Lesung und Musik im Atelier Leyendecker

    Gelungene Verbindung dreier Künste: „Orlandos Fächer“
    Zum zweiten Abend seiner Veranstaltungsreihe „Wort-Kunst: Lesungen und mehr“ lud der Freundeskreis am 30. März in das Atelier von Horst Leyendecker ein.

    Umrahmt von den Bildern des bekannten Grötzinger Malers las die Autorin Martina Bilke aus ihrem Roman „Orlandos Fächer“. Im „Roman einer Stadt“, so der Untertitel, entspringt der Titelheld mit dem Gedanken der Stadtgründung dem Kopf Carl Wilhelms und durchlebt 300 Jahre Stadtgeschichte in den unterschiedlichsten Rollen. Das Publikum im vollbesetzten großen Raum des Ateliers konnte Orlando an einige seiner Lebensstationen begleiten, beginnend bei seiner besonderen Geburt, über die Begegnung mit Goethe, bis hin zu den Baustellen der U-Strab. Musikalisch kongenial ergänzt wurde die Lesung von der Schlagzeugerin Konstanze Ihle an Vibraphon und Perkussion, die mit ihren Improvisationen die Stimmung des jeweiligen Textausschnitts auf den Punkt traf.

    Indem Martina Bilke den Landschaftsbildern Horst Leyendeckers zwei Gedichte widmete, ebenfalls musikalisch interpretiert, verbanden sich an diesem Abend drei Künste zu einer gelungenen Einheit.

    Text: Dr. Wolfgang Wegner, Fotos: Dr. No


    12.03.2017: Führung durch die Ausstellung „Unter freiem Himmel“ in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe

    „Unter freiem Himmel
    Landschaft sehen, lesen, hören“

    ist die aktuelle Ausstellung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe betitelt. Die über 50 Spitzenwerke der Landschaftsmalerei werden durch Gedichte, Geschichten und Essays von hochkarätigen SchriftstellerInnen, PhilosophInnen und WissenschaftlerInnen verschiedener Disziplinen ergänzt.

    25 Mitglieder des Freundeskreises trafen sich am Sonntag, 12. März in der Ausstellung, um diese unter fachkundiger Führung von Simone Dietz zu erleben. Ergänzt wurde diese – analog zum Ausstellungskonzept – durch Dr. Wolfgang Wegner, Vorstandsmitglied des FBM, der den literarischen Part übernahm. Nach einem allgemeinen Überblick über die Entwicklung in Malerei und Literatur widmete sich die erste genauere Betrachtung einem ganz im Mittelalter verhafteten Oberrheinischen Meister aus dem 15. Jahrhundert, bei dem Landschaft nur allmählich im Hintergrund in Erscheinung tritt und das Bildgeschehen ansonsten einen bühnenartigen Aufbau hat.

    Eine kontrastreich gegenüber positionierte „Oberstdorfer Landschaft“ von Alexsej Jawlensky aus dem Jahr 1912 zeigt eindrucksvoll den Wandel nach 500 Jahren: kräftige, expressive Farben und eine nur bedingte Ähnlichkeit mit dem Sujet.

    Das nächste Gemälde „Vier Kühe mit melkender Frau“ aus dem Jahr 1650 des Niederländers Aelbert Cuyp zeigt eine in warmes Licht getauchte, scheinbar idyllische Landschaft vor tiefem Horizont. Wolfgang Wegner verwies auf Brigitte Kronauer, die sich literarisch mit dem Bild auseinander gesetzt hat. In ihrem Text klingen durchaus auch kritische Aspekte, vergleicht man etwa den Umgang mit Geschöpfen in der heutigen Massentierhaltung, an.

    Weitere Gemälde, die die immer autonomer werdende Landschaft aufzeigten, wurden im Anschluss betrachtet. Darunter auch ein fast romantisch wirkendes Winterbild von Gustav Kampmann, für das leider kein begleitender Text entstand. So zitierte Herr Wegner Lyrisches von Alexander Puschkin, das die Bildstimmung passend untermalte.

    Die beiden letzten Arbeiten, eine „Landschaft“ von Nicolas de Stael aus dem Jahr 1953 und vom ehemaligen Lehrer an der Karlsruher Akademie, Fritz Klemm, „Wald“ von 1968 zeigten, dass weniger das Abbildhafte, sondern das Naturerlebnis als abstrakte Form, bei der Farbauftrag und Oberflächenstruktur eine wichtige Rolle spielen, das 20. Jahrhundert kennzeichnen. Mit einem Zitat aus dem Text, den Peter Härtling dem Klemm-Bild gewidmet hat, schloss der interessante und zum Wiederkommen animierende Rundgang.
    Die Ausstellung geht bis zum 27.8.2017. Ein empfehlenswerter Katalog mit Text-CD ergänzt die Präsentation.

    Text: B.NoK, Fotos: Dr. No


    12.01.2017: Führung durch die Goerke-Ausstellung im Rathaus II
    und
    15.01.2017: Führung durch die Ausstellung „Schwarzwald Bilder“ in der Städtischen Galerie

    Gut geführt – gut informiert – gut gelaunt!

    Im Grötzinger Rathaus II sind derzeit Bilder von Gabriele Goerke zu sehen: Schwarz-weiße, mit Fasermaler schwungvoll aufs Papier gebrachte Skizzen und großformatige farbige Acrylbilder.  Der Verein hat die Karlsruher Malerin 2016 mit der Finanzierung eines Katalogs gefördert und – in Zusammenarbeit mit der Ortsverwaltung Grötzingen und der Sparkasse Karlsruhe-Ettlingen  –  für sie zwei Ausstellungen organisiert. Die eine, in den Räumen der Sparkasse, ist schon beendet, die andere ist noch bis zum 3. Februar 2017 im ersten Obergeschoss des Rathauses 2 zu besuchen.

    Dort hieß FBM-Vorstandsmitglied Simone Dietz am 12. Januar interessierte Besucher willkommen und nahm sie mit auf eine Reise durch die Landschaftsmalerei. Der Bogen war weit gespannt: von den Anfängen der Plein-Air-Malerei in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, von Friedrich Kallmorgen zu Gabriele Goerke. Wie damals führt auch heute der Weg des Landschaftsmalers in die freie Natur, wo er Skizzen und/oder Fotos macht  und auch schon Anfänge eines Bildes auf die Leinwand bringt. Die detaillierte Gestaltung  und schließlich die Vollendung der Werke finden dann  im heimischen Atelier statt. Geändert haben sich natürlich die Auffassung von Malerei und nicht zuletzt auch die Technik. Kam es einem Friedrich Kallmorgen in erster Linie auf eine absolut naturgetreue Wiedergabe des ausgewählten Motivs an, so tritt später das, was die Natur im betrachtenden Künstler auslöst, in den Vordergrund.

    Simone Dietz beschrieb die Arbeitsweise von Gabriele Goerke, wie sie bei jedem Wetter hinausgeht und die Natur erlebt und fotografiert, wie sie zuhause diese Eindrücke und Emotionen in Farben und Bildkompositionen umsetzt, wie sie die Farben aufträgt,  ineinanderfließen lässt und Akzente mit schwarzer Tusche setzt. Ein interessantes Gespräch über das Kunstverständnis und die Arbeitsweise zeitgenössischer Maler  schloss sich an, und mit viel Stoff zum Nachdenken im Gepäck machte sich die gut informierte und -gelaunte Gruppe schließlich auf den Heimweg.

    Und noch eine Führung: Schwarzwaldbilder in der Städtischen Galerie Karlsruhe

    Bereits drei Tage später, am 15. Januar, hatte der FBM erneut zu einem geführten Ausstellungsbesuch geladen, diesmal in die Städtische Galerie.  Simone Dietz begrüßte die zahlreich erschienenen Besucher und führte sie als erstes zum „Forum“. In diesem Raum werden Arbeiten zum Thema Schwarzwald aus den letzten Jahrzehnten ausgestellt. Raumbestimmend sind die großformatigen Fotos des Künstlerehepaares Anna und Bernhard Blume, auf denen skurrile Ansichten einer nicht ganz alltäglichen Waldwanderung gezeigt werden. Auf einer ganzen Wand sind Zeichnungen und Fotos von Daniel Roth zusammengestellt, inspiriert von Mythen, Geschichten und Märchen, daneben von Thomas Ruff das Foto einer Hotelzimmer-Einrichtung, die konträr zu den Erwartungen eines heutigen Schwarzwaldhotel-Besuchers steht, und Brigitta Webers Bilder beschäftigen sich mit der Dichte des Waldes und seinen dunklen Farben.

    Vom „Forum“ aus führt der rote Faden des Schwarzwald-Themas weiter in die eigentliche Ausstellung mit Bildern, Zeichnungen, Drucken und Fotos aus dem 19.Jahrhundert. Simone Dietz erläuterte einige der grundlegenden Veränderungen, die damals den Alltag prägten. Das Land Baden hatte sich durch die napoleonische Flurbereinigung vom „Flickenteppich“ zum stattlichen Großherzogtum gemausert, und das Selbstbewusstsein der Badener war entsprechend gewachsen. Gewachsen war auch das Interesse für die eigene Geschichte und die des großherzoglichen Hauses. Man wollte die historischen Schauplätze der badischen Geschichte sehen und die Orte, wo die großherzogliche Familie sich gerne aufhielt. Im Zuge der wachsenden Mobilität durch das neue Verkehrsmittel Eisenbahn wurde Baden-Baden zum  Ausgangspunkt für manche Reisen zu den umliegenden Schlössern und in den Schwarzwald hinein bis nach Freiburg hinunter.
    Von dieser Bewegung waren auch die Studenten und Lehrer der 1856 in Karlsruhe gegründeten Badischen Kunstschule nicht ausgeschlossen, und so entwickelte sich die Landschaftsmalerei  zu großer Blüte. Der Schwarzwald und seine Menschen, ihre Bräuche, Feste und Trachten wurden zum beliebten Thema, ein Zeugnis davon ist diese Ausstellung. Der Besucher kann schwelgen in Bildern von bekannten Schwarzwaldorten, Tälern und Gipfeln, Wäldern, Seen, Burg- und Schloss-Ruinen, Bildern von Landschaften und Menschen, die in ihnen leben und arbeiten. Und die Grötzinger Besucher finden auch „ihre“ Maler wieder: Otto Fikentscher, Friedrich Kallmorgen, Gustav Kampmann und Karl Biese.

    Text: Jutta Leyendecker   

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