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2015

    03. – 04.10.2015: Unverfälschtes Landleben – Exkursion zur Malerkolonie Kronberg

    Kronberg im Taunus war das Ziel der diesjährigen Fahrt am 03. und 04. Oktober. Das 18000-Einwohner-Städtchen liegt am Rand des Mittelgebirges und ist nur zwanzig S-Bahn-Minuten von Frankfurt entfernt. Überragt wird Kronberg von der gleichnamigen Burg, deren Geschichte ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Ihr heutiges Aussehen verdankt sie keiner Geringeren als Kaiserin Victoria, die das Anwesen von ihrem Sohn, Kaiser Wilhelm II, geschenkt bekommen hatte.

    Eine Besichtigung der Anlage war daher auch erster Programmpunkt für die 23 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter die Grötzinger Ortsvorsteherin Karen Eßrich.

    Eigentliches Ziel der Reise war es jedoch, das Schaffen der Kronberger Malerkolonie kennenzulernen. Als in der Mitte des 19. Jahrhunderts Industrialisierung und Urbanisierung immer deutlicher ihre Spuren hinterließen, suchten mehr und mehr Frankfurter Maler ihre Motive im nahe gelegenen Taunus. Dort fanden sie unverfälschte Natur und einfaches ländliches Leben und hielten beides auf Leinwand fest. Mit Anton Burger und Jakob Fürchtegott Dielmann siedelten sich in den 1850er Jahren zwei Absolventen des Städelschen Kunstinstituts in Kronberg an und zogen etliche Schülerinnen und Schüler an sich: Eine Künstlerkolonie entstand, die erst mit dem Durchbruch des Impressionismus zwanzig Jahre später wieder an Bedeutung verlor. Eine zweite Künstlergeneration hielt die Tradition, wenn auch nicht mehr in gleichem künstlerischem Maße, bis in die 1940er Jahre aufrecht. Der Besuch des Museums der Malerkolonie bildete den zweiten Höhepunkt des Samstagprogramms.

    Der Sonntag stand zunächst im Zeichen der plastischen Kunst. Im ehemaligen Wohnhaus des Bildhauers Fritz Best (1894-1980) ist ein kleines Museum eingerichtet, das Einblicke in das Schaffen des Künstlers gibt, der sich auf Menschen und Tiere des ländlichen Milieus spezialisiert hatte. Zu einem Erlebnis wurde der Besuch durch die kurzweilige und kenntnisreiche Führung, die der 1927 geborene Bildhauer Hermann zur Strassen den Grötzinger Gästen bot. Den Abschluss der Reise bildete die Gegenwartskunst in den Gemeinschaftsateliers der „Werkstatt 13″.

    Voller neuer Eindrücke und Denkanstöße kehrte die Gruppe von einer rundum gelungenen Reise ins Badische Malerdorf zurück.(Text: Dr. W. Wegner, Fotos: Dr. No)


    21.06.2015: Ein wasserreicher Ausflug nach Darmstadt

    Mathildenhöhe – Hundertwasser – Regenwasser

    Vielleicht hatten ja einige Teilnehmer ihre Frühstücksteller nicht leer gegessen – auf jeden Fall war der diesjährige Tagesausflug des Vereins am 21. Juni – Sommeranfang! – reichlich vom Regen gesegnet. Was aber der guten Laune und Unternehmungslust keinen Abbruch tat, saß man doch im Bus erst mal schön im Trockenen. Seit Jahren steht der Verein in Kontakt zu historischen und aktuellen Künstlerkolonien im In- und Ausland und unternimmt Fahrten dorthin.
    Start war der  Rathausplatz in Grötzingen, Ziel die Darmstädter Mathildenhöhe, Sitz einer Künstlerkolonie, die um die Wende zum 20. Jahrhundert vom hessischen Großherzog als Mäzen gegründet worden und weithin berühmt war. Ernst Ludwig  war  der modernen Kunst und Architektur gegenüber sehr aufgeschlossen und wollte nach dem Vorbild der englischen „Arts-and-Crafts“-Bewegung eine Verbindung von Kunst und Handwerk auch in seinem Regierungsbereich fördern und heimisch machen. Was ihm gelungen ist – folgten seiner Einladung doch so berühmte Leute wie Josef Maria Olbrich, Peter Behrens, Paul Bürck, Hans Christiansen.

    Die Künstler entwickelten neuzeitliche Bau- und Wohnformen, die sie dann auf der Mathildenhöhe verwirklichen konnten. Nach ihren Plänen sind viele Wohn- und Arbeitsgebäude entstanden; einige wurden im 2. Weltkrieg zerstört, die meisten blieben erhalten oder wurden wieder aufgebaut. So auch das ehemalige Ateliergebäude der Künstlerkolonie, dessen Tore sich pünktlich um 11 Uhr für die Gruppe des FBM zur Führung öffneten.

    Anhand alter Fotos konnte man sich die Arbeitssituation der damaligen Koloniemitglieder gut vergegenwärtigen: Die einzelnen Atelierbereiche waren an einer Seite offen und durch einen Gang miteinander verbunden, was gegenseitigen Besuch und Austausch möglich machte. Heute sind dort Exponate wie Möbel, Teppiche, Leuchten, Geschirr, Besteck, Gläser, Ziergegenstände und Schmuck zu betrachten; sie demonstrieren die Bandbreite der damaligen künstlerischen Entwürfe und ihrer handwerklichen Ausführung. Zu neuen Ufern war man aufgebrochen, weg von dem steifen Geschmack des Wilhelminischen Kaiserreichs – ein neuer Stil, der „Jugendstil“ war geboren.

    Auf dem anschließenden Rundgang (glücklicherweise in einer Regenpause!) zu den anderen Gebäuden der Mathildenhöhe stand die Architektur im Fokus, beispielsweise gegenüber der streng linear gegliederten

    Villa von Peter Behrens das Olbrich-Haus mit organischen Formen – von der abgerundeten Eingangstür fühlte sich mancher an die Häuser der Hobbits im Auenland erinnert.
    Hochzeitsturm, Schwanentempel, Russische Kirche, Parkanlagen waren die nächsten Ziele, nur das ehemalige Ausstellungsgebäude wird derzeit hergerichtet und ist geschlossen. Die Mathildenhöhe bemüht sich um Aufnahme ins UNESCO-Weltkulturerbe, und daher sind einige Arbeiten im Gange.

    Zukunftsweisende Bauformen gibt es in Darmstadt auch an anderer Stelle zu betrachten: Im Jahre 2000 wurde die Anlage „Waldspirale“ nach Entwürfen des Wiener Künstlers Friedensreich Hundertwasser fertig gestellt. Dieser Wohnkomplex mit seiner hoch aufragenden, komplex gestalteten Fassade und den beiden an die Russische Kirche erinnernden Zwiebeltürmen war die letzte Station des Darmstadt-Tages, und kaum saßen alle im Bus, öffnete der Himmel schon wieder seine Schleusen und der Hundertwasser verschwamm im Regenwasser.

    Wieder am Grötzinger Rathausplatz gelandet, verabschiedete der Vorsitzende des FBM Siegfried König die Mitreisenden und  lud sie gleich ein zur nächsten Künstlerkolonie-Fahrt, die am 3./4. Oktober 2015 nach Kronberg im Taunus führen wird.(Text: Jutta Leyendecker, Fotos: Simone Dietz)


    18.04.2015: Exkursion zum Kunstweg im Reichenbachtal

    Biegt man auf der B462 Gernsbach – Freudenstadt nach links in Richtung Kaltenbronn ab, so befindet sich gleich nach dem Bahnübergang rechts in 100 Metern der Beginn des „Kunstwegs am Reichenbach“. Um diesen zu erkunden, hatte sich am Samstag, 18. April, eine zwanzig-köpfige Gruppe des Freundeskreises Badisches Malerdorf getroffen. In gut zwei Stunden ging es durch das malerische, von Wiesen eingesäumte Reichenbachtal. Im 17. Jahrhundert machten Tiroler Einwanderer das Tal urbar und stellten dort die heute unter Denkmalschutz stehenden charakteristischen Heuhütten auf. In, an, vor diesen Hütten, auf den Wiesenflächen, an den Felsen und in den Bäumen sind seit 2004 Kunstwerke verschiedenster Art installiert. Der Kunstweg ist kein reiner Skulpturenpark, in dem die Kunstgegenstände nur einfach in der Natur stehen, vielmehr nimmt die Natur von ihnen Besitz, sie werden überrankt, verweben sich mit der Umgebung, verändern ihre Farbe, ihre Form, und das ist auch so gewollt. All dieses zu entdecken und zu interpretieren war eine spannende Angelegenheit, wobei der Gründer des Kunstwegs, der Stahlplastiker Rüdiger Seidt, interessante Erläuterungen zu den ausstellenden Künstlern und deren Intentionen gab.

    Der zweite Höhepunkt dieses Nachmittags war der sich anschließende Besuch im nahe gelegenen Forbacher Atelier des Künstlers Seidt. Der umfangreiche Gebäudekomplex einer ehemaligen, noch vollständig eingerichteten Schmiede, gelegen auf einer Insel inmitten der Murg, dient ihm als Werkstatt, Arbeits- und Ausstellungsraum. Staunend konnte man erfahren, wie eine Plastik aus einer Idee entsteht, die zunächst auf Papier skizziert wird, danach in ein räumliches Kantenmodell aus Metallstäben überführt wird, welches sodann mit Kartonpapieren beklebt wird, die wiederum die Schablonen für die noch auszuschneidenden Metallbleche bilden, welche letztendlich zum fertigen Kunstwerk verschweißt und oberflächenbearbeitet werden. Der geschilderte Entstehungsprozess zeigt, dass neben einem kreativen und dreidimensionalen Vorstellungsvermögen auch ein diszipliniertes, handwerkliches Können vonnöten ist. Diese Eigenschaften besitzt Rüdiger Seidt, wie seine ausgestellten Werkstücke eindrucksvoll demonstrieren.

    Zum Schluss bedankte sich Dr. Kühlwein, der 2. Vorsitzende des FBM, mit freundlichen Worten bei Herrn Seidt für die Führung im Reichenbachtal, die Vorstellung seiner Arbeitsräume und die Erläuterung seiner Arbeitsweise.

    Informationen: Der 3,2 km lange Kunstweg ist bei jedem Wetter für jedermann begehbar. Jeden ersten Sonntag eines Monats wird eine Führung von Herrn Seidt angeboten. Jährlich wird ein Teil der Kunstwerke ausgetauscht. www.kunstweg-am-reichenbach.de



    07.02.2015: Atelierbesuch bei Jost Schneider

    Obwohl am Samstagnachmittag in Grötzingen Spaziergangswetter herrschte, erschienen doch pünktlich zur vereinbarten Zeit an die dreißig Personen vor dem Treffpunkt im Oberviertel, erklommen die fünf Stufen hinauf  ins Atelier und füllten den Raum, in dem nun die Anzahl der Menschen größer war als die der dort gezeigten Bilder.

    Eingeladen hatte der Freundeskreis Badisches Malerdorf, das Atelier von Jost Schneider in Grötzingen zu besichtigen. Zunächst begrüßte der stellvertretende Vorsitzende, Herr Dr. Kühlwein, die Anwesenden und bat den Künstler, seinen Werdegang vorzustellen und seine Arbeitsweise zu erläutern. Man erfuhr: Jost Schneider wurde 1965 in Karlsruhe geboren und studierte von 1987 bis 1993 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart u.a. bei Moritz Baumgartl sowie bei Paul-Uwe Dreyer. Nach dem Studium kehrte er zurück in seine Heimatstadt und bezog in der Südstadt ein Atelier. Vielen der in diesem Stadtteil wohnenden Künstler wurde es bald zur Gewohnheit, bei ihm vorbei zu schauen. Dies hatte zur Folge, dass am Abend die Kaffeedose leer war, ebenso aber auch die Leinwand, die er sich morgens bereitgestellt hatte.

    Als Jost Schneider vor 16 Jahren die Räume einer Bäckerei in Grötzingen angeboten wurden, zog er, der die Ruhe suchte, sofort ins Oberviertel. Seitdem lebt er dort, von den Grötzingern kaum bemerkt und hat in dieser Zeit ein beachtliches Werk geschaffen, von dessen Umfang sich die Besucher im hinteren Bilderlager überzeugen konnten.

    Sein Genre ist vielseitig, er unterscheidet nicht zwischen gegenständlich und abstrakt, vielmehr meint er, dass konkrete Gegenstände sich aus vielen für sich abstrakten Einzelteilen zusammensetzen, andererseits dass ein ungegenständliches Objekt sich durch die Betrachtung eines realen Körpers aus verschiedenen Perspektiven darstellen lässt. So gesehen erschlossen sich viele seiner Werkstücke dem anfangs skeptischen Betrachter in einem neuen Licht.

    Anschließend an seine Ausführungen  wurde in regen  Einzelgesprächen mit dem Künstler und auch untereinander das Gehörte und Gesehene vertieft, diskutiert und interpretiert. Da die Sonne am Ende immer noch schien, kamen einige doch noch zu einem Spaziergang, auf dem die Gespräche über das eben Erlebte weitergeführt werden konnten.

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