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2013

    03. – 06.10.2013: Kunstfahrt nach Barbizon

    Ungefähr 60 Jahre vor Gründung der Grötzinger Malerkolonie war im französischen Barbizon bereits eine Malerkolonie entstanden: Um den Maler Théodore Rousseau scharten sich andere junge Maler, die sich von der damals vorherrschenden akademischen Malerei mit ihren historischen, religiösen oder mythologischen Themen ab- und der realistischen Landschaftsmalerei zuwandten. Sie wollten keine klassisch-ideale Landschaften darstellen, sondern einen direkt vor der Natur entstandenen Bildeindruck, eine “paysage intime”, vermitteln. Dazu bildete der nahe gelegene Wald von Fontainebleau mit seinem lichtdurchfluteten Mischwald und den darin liegenden, die Phantasie anregenden Felsformationen das ideale Ambiente, wovon sich die 37 Teilnehmer der diesjährigen Kunstfahrt schon kurz vor dem Erreichen des Dorfes Barbizon überzeugen konnten. Verstärkt wurde diese Wahrnehmung beim unmittelbaren Durchstreifen des Waldes, der gleich am Ende des Dorfes beginnt.

    Die von den Malern in Bilder umgesetzten Eindrücke eben dieser Landschaft wurden gleich am nächsten Morgen im Museum Ganne bewundert. Es befindet sich in der fast noch original erhaltenen „Auberge Ganne“, einem ehemaligen Kolonialwarengeschäft mit angegliederter Herberge. Sie war Treffpunkt und teilweise auch Wohnort der Barbizonkünstler.

    Der Nachmittag des zweiten Tages galt der Besichtigung des nahegelegenen Schlosses Fontainebleau. Dieser Aufenthaltsort aller wichtigen Herrscher Frankreichs beeindruckte mit seinen üppig ausgestatteten Salons, Prunk- und Thronsälen, den langen holzverkleideten und bemalten Fluren sowie der weitläufigen Gartenanlage.

    Am nächsten Tag konnte man das Leben und Wirken des vielseitigen Schriftstellers, Malers, Schauspielers und Regisseurs Jean Cocteau in dessen ehemaligem Haus in Milly-la-Forêt nachvollziehen. Imposant anzusehen war auch die von ihm ausgemalte Tempelritter-Kapelle St. Blaise, in ihr wurde er 1964 begraben.
    Danach ließ der Besuch des Ateliers von Jean-Francois Millet, das im Wesentlichen ebenfalls noch original erhalten ist, die Zeit der Malerkolonie in Barbizon wiedererstehen. Dabei wurde klar, dass ein solches Kleinod in Grötzingen fehlt.

    Um die Rückfahrt kurzweiliger zu machen, wurde in Karlsruhes Partnerstadt Nancy ein Zwischenstopp eingelegt. Zunächst konnte jeder auf eigene Faust die Innenstadt erkunden, danach wurde bei einer Führung durch das dortige Jugendstilmuseum anschaulich vermittelt, was die Künstler zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter einem Gesamtkunstwerk verstanden.

    Bedingt durch die vielen Eindrücke des Sehens, die diese vier Tage zu bieten hatten, aber auch durch die angenehme Stimmung der Mitreisenden untereinander vergingen die Stunden wie im Fluge, so dass wohl jeder der Teilnehmer am Sonntagabend etwas erschöpft und gleichzeitig bereichert in Grötzingen den Bus verließ.


    07.06.2013: Atelierbesuche bei Sandro Vadim und Gabriele Goerke

    Ein Atelierbesuch in mediterraner Umgebung

    Das war schon eine Überraschung für die Mitglieder des Freundeskreises Badisches Malerdorf Grötzingen, als sie am Freitag durch das große Hoftor des Gründerzeithauses in der Goethestraße 8 eintraten und zunächst einen Hinterhof mit vielen südländischen Blumen, einem Zitronenbaum mit Früchten und Blüten sowie mehreren Oleanderbüschen erblickten. Und alles noch in warmes Sonnenlicht getaucht nach den verregneten Tagen der vergangenen Woche. Der Besuch galt dem Maler Sandro Vadim, der 2011 die Künstlerförderung des Vereins erhalten hatte. Diese bestand in der Herausgabe eines Katalogs und in einer Ausstellung in der Sparkasse und im Rathaus Grötzingen. Wie und wo seine Bilder entstehen, konnten die Besucher direkt in seinem Atelier im hinteren Teil des Hofes hautnah erleben. Sandro Vadim benutzt keine fertigen Farben, sondern mischt sie selber aus Farbpigmenten zusammen, reihenweise standen kleinere Behälter in bunter Vielfalt nebeneinander. Da er demnächst eine größere Einzelausstellung in Flensburg zu bestücken hat, waren die Wände angefüllt mit noch nicht ganz fertigen Bildern, die sonst noch niemand gesehen hatte.

    Befindet sich Vadims Atelier in einer Halle, in der früher Milch- und Yoghurt-Produkte hergestellt, die dann in einem Laden im Vorderhaus verkauft wurden, ist links im Hof ein zweites Atelier gebaut worden, das seine Frau Gabriele Goerke benutzt. Auch sie ist Malerin und hat ebenfalls an der Karlsruher Akademie studiert. Anders als ihr Mann beschäftigt sie sich momentan mit Landschaftsmalerei. Ausgehend von Fotos fertigt sie zuerst kleinere Zeichnungen an, wobei die Landschaften nur durch einzelne Linien umrissen werden. Aus dieser so gewonnenen Struktur entstehen dann auf Leinwand oder auf Papier neue abstrahierte Landschaftsbilder.

    Nach den Führungen durch beide Ateliers wurden die Besucher noch mit einem reichhaltigen mediterranen Imbiss im Hof von den Gastgebern bewirtet.
     


    17.04.2013: Vortrag: “Von der Akademie zur Künstlerkokolonie”

     Der Freundeskreis Badisches Malerdorf Grötzingen hatte am Mittwoch, 17. April 2013, zu einem Vortrag in das zum Thema passende Ambiente eingeladen, nämlich in das Schloss Augustenburg. Fast 40 Personen waren dieser Einladung gefolgt. Zunächst wurden sie mit einem Glas Wein oder Sprudel im Kaminzimmer empfangen und danach vom ersten Vorsitzenden des Vereins, Herrn Siegfried König, herzlich begrüßt, wobei er auch die Referentin Frau Dr. Miller-Gruber vorstellte. Diese war von 1991 bis 1993 wissenschaftliche Angestellte an den Städtischen Museen in Karlsruhe und promovierte über den Maler Gustav Schönleber, der von 1880 bis 1917 an der damaligen „Großherzoglichen Kunstschule“ unterrichtete.

    Dem Thema „Von der Akademie zur Künstlerkolonie“ entsprechend begann Frau Miller-Gruber ihren durch PowerPoint-Präsentation ergänzten Vortrag mit der Anfangsgeschichte der heutigen Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Im 19. Jahrhundert wurde dort die als avantgardistisch angesehene Landschaftsmalerei gelehrt. Ihre Vermittlung war sogar in den Schulstatuten festgelegt. In zwei mit großen Glasdächern versehenen Räumen waren aus Naturmaterialien Landschaftsszenen arrangiert, damit die Studenten sozusagen unter freiem Himmel, aber vor jedem Wetter geschützt, arbeiten konnten. Schönleber unternahm viele Reisen, auf denen er oft von seinen Schülern begleitet wurde. Eine solche führte ihn auch nach Barbizon in Frankreich. Die dortigen Maler hatten für sich die Pleinairmalerei entdeckt, sie malten nicht mehr nur im Atelier, sondern direkt in der Landschaft bei natürlichem Licht und in natürlichem Umfeld. Dieser Trend kam nun auch nach Karlsruhe und man entdeckte das „nur 12 Minuten vor der Stadt“ entfernte Dorf Grötzingen als Arbeits-, aber auch als Wohnort. So bezog 1889 Friedrich Kallmorgen, ein Schüler Schönlebers, mit seiner Ehefrau, der Blumenmalerin Margarethe Hormuth- Kallmorgen, ein von ihnen gebautes Sommerhaus im Hohengrund. Dies wird als Beginn der Grötzinger Malerkolonie angesehen. Als1891 Otto Fikentscher das Schloss Augustenburg kaufte und somit vor dem Abriss bewahrte, war viel Platz für die Ansiedelung weiterer Maler vorhanden, so dass es bald der künstlerische Mittelpunkt des „Badischen Malerdorfs“ wurde. Viele der in Grötzingen lebenden Maler hielten weiterhin die Verbindung zur Karlsruher Akademie und wurden auch Mitglieder des 1896 als Sezession gegründeten Künstlerbundes. Die in dessen Druckerei hergestellten Lithographien erweiterten den Bekanntheitsgrad der Grötzinger Künstler beträchtlich. Trotzdem löste sich die Künstlerkolonie gegen 1905 langsam auf, das künstlerische Leben hat sich dennoch bis heute fortgesetzt.

    Im Anschluss an ihren in ruhiger Weise gehaltenen Vortrag stand Frau Dr. Miller-Gruber noch für zahlreiche Fragen des interessierten Publikums zur Verfügung, bis sich der zweite Vorsitzende, Herr Dr. Kühlwein, mit einem Blumenstrauß und zwei vom Verein herausgegeben Kunstkatalogen bei der Referentin bedankte. Bei einem weiteren Glas Wein wurde dann noch einige Zeit lebhaft untereinander diskutiert.


    10.01.2013: Besuch der Galerie Schrade und der Staatlichen Kunsthalle

    Einigermaßen gewagt war der geplante Besuch zweier Ausstellungen von in jeder Hinsicht unterschiedlichen Künstlern. Dieses Unterfangen scheint freilich gelungen zu sein: Mitglieder des Freundeskreises haben sich am Nachmittag des 10. Januar 2013 zunächst in der überregional bekannten Galerie Schrade getroffen. Dort suchten sie die erneute Begegnung mit Arbeiten des Karlsruher Malers Sandro Vadim, dessen Werk vom Freundeskreis im Jahr 2011 mit Katalog und Ausstellungen in Grötzingen gefördert und gezeigt worden ist.

    In den großzügigen und hellen Galerie-Räumen Am Zirkel konnte die ungegenständlich-gestische Farbmalerei Vadims ihre ganze Leuchtkraft entwickeln. Der Künstler, dessen Atelier der Freundeskreis im Sommer d. J. besuchen wird, erläuterte den Besuchern bereitwillig Art und Sichtweise seines malerischen Vorgehens.

    Im Kontrast dazu dann die verhaltenen Farben Camille Corots (1796 bis 1875) in der benachbarten Staatlichen Kunsthalle. Simone Dietz führte gewohnt souverän durch die Ausstellung, brachte die kunstgeschichtlich höchst interessante Entwicklung dieses bedeutenden Vertreters französischer Malerei des 19. Jahrhunderts nahe. Sie machte deutlich, dass Corot unzweifelhaft ein wichtiger Wegbereiter des Impressionismus, vermutlich sogar reduzierter Gestaltungen der Moderne war.

    Corot stand mit vielen seiner Zeitgenossen als gesuchter Ratgeber in Verbindung. Das bestätigte sich in der reichhaltigen und sehenswerten Ausstellung: Vor allem seine zarten Landschaften, auch die fast menschenleeren Stadtansichten erinnern an die Maler Pissarro, Sisley, an Redon und den frühen Monet. (Dr. Kühlwein)

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